Prozess für Groß

Mitteilung von Ruhrbischof Hengsbach

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Das stand für Nikolaus Groß (1898-1945) aus Niederwenigern felsenfest: daß der Nationalsozialismus "zu fundamentalen Wahrheiten des Christentums in schroffern Gegensatz" stand. Und: "Das genügt", sagte er. Damit stand für ihn und für seine Freunde in der Kölner Verbandszentrale der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) auch fest, daß sie gegenüber den Ansprüchen der Partei ihren klaren, christlichen Kurs unbeirrt steuern mußten. Bis zum bitteren Ende.

Für Nikolaus Groß, der am 30. September 90 Jahre alt würde, fiel die Entscheidung nach kurzem Prozeß vor dem Volksgerichtshof am 15. Januar 1945. Roland Freisler verurteilte ihn zum Tode. Am 23. Januar 1945 wurde Groß in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Jetzt, 43 Jahre später, wird ihm ein neuer Prozeß gemacht: zur Seligsprechung. Dazu untenstehend die Erklärung von Bischof Dr. Franz Hengsbach und das RW Interview mit KAB-Diözesanpräses Albert Kaußen.

Nikolaus Groß:
ein bedeutendes Vermächtnis!
- Jetzt eine bedeutende Aufgabe -

Liebe Brüder und Schwestern im Bistum Essen!

Zwei bedeutende Ereignisse beim letzten Papstbesuch in Deutschland waren die Seligsprechungen der Ordensfrau Edith Stein in Köln und des Jesuitenpaters Rupert Mayer in München.

Es ist mir eine große Freude, Ihnen heute mitteilen zu können, daß jetzt auch die Erlaubnis der päpstlichen Kongregation für Heiligsprechungen vorliegt, den Seligsprechungsprozeß für einen katholischen Arbeiter und Laien aus dem Ruhrrevier einzuleiten: für den Bergmann, Gewerkschaftler, Redakteur und Blutzeugen Nikolaus Groß.

Nikolaus Groß stammt aus Niederwenigern. Daher soll der Seligsprechungsprozeß in unserem Bistum durchgeführt werden. Die Prozeßführung ist nach den römischen Bestimmungen einem Postulator zu übertragen. Für dieses Amt habe ich den Diözesanpräses der KAB im Bistum Essen, Herrn Pfarrer Albert Kaußen, berufen.

Der Seligsprechungsprozeß ist für unser ganzes Bistum Hoffnung und Verpflichtung. Gottes Geist lenkt unsere Wege. Ihn erbitten wir auch für die sicherlich längere Zeit beanspruchenden Bemühungen, die Heiligmäßigkeit unseres Blutzeugen festzustellen. Die Seligsprechung eines katholischen Arbeiters aus unserem Revier wäre gewiß auch ein gnadenhafter Ansporn für uns alle, den heiligen Gott mehr zu lieben und seinem Willen gemäß heilig zu leben.

Essen, den 8. Juni 1988

+ Franz Hengsbach
Bischof von Essen

Ruhrwort, 11.6. 1988


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