Interview mit Präses Albert Kaußen

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Ruhrwort: Wie "Kreuz und Hammer" berichtet, hat Bischof Dr. Franz Hengsbach Sie zum Postulator ernannt. Dazu zunächst einmal unseren Glückwunsch. Und nun die Frage: Was steckt dahinter?

Albert Kaußen: Hier sind gleich zwei Antworten zu geben:
Es ist auf die Initiative unseres Bischofs zurückzuführen, daß wir den Seligsprechungsprozeß für Nikolaus Groß im Bistum Essen einleiten dürfen. Regulär wäre für die Prozeßführung das Bistum des Sterbeortes - Berlin - zuständig. Da aber Nikolaus Groß "einer von uns war", ein Kind und Kumpel des Reviers, hat der Präfekt der Congregation für Heiligsprechung, Herr Kardinal Pelazzini, das Bistum Essen mit der Prozeßführung betraut.
Gemäß den römischen Bestimmungen hat unser Bischof mich zum Postulator dieses Seligsprechungsprozesses ernannt. Damit obliegt mir der Teil der Prozeßführung, der seitens des Bistums zu führen ist.

Ruhrwort: Der Postulator ist also derjenige, der den Stein der Seligsprechung ins Rollen bringen soll...

Albert Kaußen: Zu dieser Frage möchte ich auf ein Beispiel verweisen: Die vor einem Jahr vorgenommenen Seligsprechungen der beiden Ordensleute Edith Stein und Pater Rupert Meyer standen am Ende einer jahrzehntelangen Prozeßführung. Denn die Kirche "macht" niemanden zum Heiligen, selbst nicht nach vielen Anstößen. Vielmehr ist es nach unserem Glaubensverständnis entscheidend, das Heilige im Menschen, nämlich das Mitwirken mit der göttlichen Gnade, zu entdecken. zu bestätigen und als beispielhaft herauszustellen. Sich auf eine solche Entdeckungsreise im Leben eines Dieners Gottes zu begeben, ist die wichtigste Aufgabe eines Postulators.

Ruhrwort: Wie geschieht das?

Albert Kaußen: Der Postulatur führt einen Informativprozeß: d.h. alle schriftlichen Dokumente des Dieners Gottes - also von Nikolaus Groß - sind zu suchen und zu untersuchen. Zeit- und Lebenszeugen sind ausfindig zu machen und einem bischöflichen Notar zur Befragung zu benennen. In all dem ist der Ruf der Heiligkeit und in diesem Fall auch das Glaubensmartyrium zu begründen.

Ruhrwort: Sie haben das Amt bereits am 1. März übernommen. Was haben Sie bisher schon für Nikolaus Groß tun können?

Albert Kaußen: Gemessen an der Langzeit aller bisherigen Prozesse sind 2 1/2 Monate wie ein Tag. Trotzdem darf ich sagen, daß dank mehrseitiger Vorarbeiten, die ich zusammenfassen konnte, die umfangreiche Privatkorrespondenz von Nikolaus Groß vor allem auch aus der Haftzeit, gesichtet ist. Die noch zu erschließenden Quellen weiterer Dokumente sind mit wenigen Ausnahmen ausfindig gemacht. Hier sind jetzt zuerst die Zugangsrechte zu klären. Eine Anzahl Zeit- und Lebenszeugen sind durch überraschende (zufällig erscheinende) Zusammenhänge bereits ermittelt. Die Mosaiksteine sammeln sich. Das Bild muß erst entstehen.

Ruhrwort: Wie weit reicht Ihr Auftrag? Und was geschieht, wenn Sie ihn erfüllt haben? Wie geht es dann weiter?

Albert Kaußen: Um beim Beispiel des Mosaikbildes zu bleiben. Dieses Bild muß ich so vollständig wie möglich erstellen mit den schon erwähnten Dokumenten, Zeugen und Gutachten. Dann darf der Postulator der päpstlichen Kongregation einen römischen "Relator" vorschlagen, der in Rom unsere Sache vertritt und den Entscheidungsprozeß einleitet, sofern unsere Ergebnisse anerkannt werden.

Ruhrwort: Es ist sicherlich nicht von ungefähr, daß der Bischof einen KAB-Mann mit dem Amt des Postulators betreut hat. Was sagt die KAB zu dieser Ernennung?

Albert Kaußen: Nikolaus Groß war mit Leib und Seele KAB-Mann, also einer von uns, und in schicksalsschwerer Zeit einer unserer geistigen Wegweiser. Es ist einerseits folgerichtig, daß der Bischof in seiner Entscheidung bei diesem "Grund und Boden" bleibt, andererseits aber für die KAB und auch für den Essener Diözesanpräses ein besonderer Ehren- und Vertrauenserweis, einen solch großen, bedeutenden und einmaligen Auftrag zu erhalten der schon in seiner Durchführung und erst recht bei einem guten Ausgang eine große pastorale Chance für unser Bistum und besonders auch für unsere KAB bedeutet.

Ruhrwort: Welche besondere pastorale Chance sehen Sie da?

Albert Kaußen: Wer mit dem Heiligen umgeht und sich mit dem Lebensbild eines heiligmäßigen Menschen auseinandersetzt, bleibt nicht im Schatten stehen, sondern wird von dessen Licht aufgehellt!

Ruhrwort: Was sind Ihre nächsten Aktivitäten in diesem Bereich?

Albert Kaußen: Eine wesentliche Tätigkeit ist die Fortsetzung der originären Aufgaben, die angesprochen sind. Besondere Aktivitäten, die der Kirche und damit der Sache dienlich sind, sollten darin bestehen, durch die intensive Vermittlung des Lebensbildes von Nikolaus Groß, Gewissen und Glaubenseifer der Gläubigen zu wecken. Dazu solle in verstärktem Maße unsere ausgezeichnete Broschüre "Glaubenszeugen aus dem Ruhrgebiet", die zum Papstbesuch herausgegeben wurde, verwandt werden. Weitere nächstliegende Aktivitäten werden sein:

Eine Eucharistiefeier mit der KAB des Bistums Münster im Xantener Dom am 17, Juni mit Bekanntgabe der Prozeßführung.

Eine Feierstunde im Nikolaus-Groß-Haus in Hamm mit Erzbischof Degenhardt und den Angehörigen der Familie Groß anläßlich der Wiedereröffnung des Hauses.

Schließlich das KAB-Jubiläum in Niederwenigern (dem Geburtsort von Nikolaus Groß) im September dieses Jahres, das ganz im Zeichen Nikolaus Groß stehen wird.


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