Bericht des SS-Prozessbeobachters

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Bericht des SS-Prozessbeobachters an die Parteikanzlei über den Prozess von Nikolaus Groß vor dem Volksgerichtshof am 15. Januar 1945

(...) 2) Gross

46 Jahre alt. Ursprünglich Bergmann. Zentrum. 1920-1927 hauptamtlicher Funktionär beim Verband christlicher Gewerkschaften. Dann Schriftleiter der damaligen "Westdeutschen Arbeiterzeitung" (Kettlerhaus-GmbH). Nach der Machtübernahme "Kettler-Wacht" und "St. Nicolaus-Blatt" (beide verboten). Organisationsarbeit im Verband katholischer Arbeitervereine. 7 Kinder.

War durch den ihm von früher bekannten KAISER genau über Einzelheiten des GOERDELER-Verrates unterrichtet. Nahm an den Besprechungen über die "Einheitsgewerkschaft"1 sowie im Februar 1943 an einer Zusammenkunft GOERDELER-KAISER-Prälat Dr. MÜLLER in Köln teil. Versuchte im Auftrag KAISERS den früheren Minister der Saarregierung KOSSMANN für den Verrat zu werben, freilich vergeblich.

GROSS gab seine Tat offen zu, behauptete allerdings, als Nichtakademiker sich über deren Tragweite nicht klar geworden zu sein. Doch konnte ihn das nicht retten. "Er schwamm mit im Verrat, muß folglich auch darin ertrinken" (Freisler2). Bescheiden im Wesen, bei der Urteilsverkündung dem Weinen nahe.

Aus: "Nikolaus Groß, Arbeiterführer - Widerstandskämpfer - Glaubenszeuge, Wie sollen wir vor Gott und unserem Volk bestehen?" Details zu diesem Buch mehr..., Seite 239


1) Die "Einheitsgewerkschaft" war eine besonders von den Arbeitervertretern favorisierte Idee im politischen Widerstand. Über ihre genaue Ausgestaltung existierten höchst unterschiedliche Vorstellungen zwischen dem Kreisauer Kreis und der Goerdeler-Gruppe. In letzterer war ihr Konzept stärker verankert

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2) Roland Freisler war seit 1942 Präsident des Volksgerichtshofes, eines Sondergerichtes für politische Verfahren.

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