Brief vom 13.01.1945 an Alexander

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Nikolaus Groß

(1) Berlin-Tegel, d. 13.1.45
Seidelstraße 39
Haus 1

Nr. 1499
8/326

Lieber Alex!

Die Mutter war zu Besuch hier, und da kann ich diesen Brief für Dich verwenden. Du schreibst mir immer so treu und fleißig, und ich kann Dir so wenig antworten. Da wird es Dich gewiß freuen, einmal doch von mir zu hören.
Aus Deinen Briefen weiß ich, daß es Dir noch gut geht. Ich kann das gleiche von mir berichten. Für uns beide war es ein schweres Opfer, Weihnachten fern von der Heimat und der Familie verbringen zu müssen. Aber jedes Opfer trägt seinen Segen in sich, und so gewiß auch unser Opfer. Du bist immer noch in der glücklichen Lage, bei lieben Menschen zu wohnen, die Dir das Elternhaus nach besten Kräften ersetzen. Dafür kannst Du nicht dankbar genug sein. Ich habe immer wieder mit großer Freude aus Deinen Briefen entnommen, wie die liebe Familie Stärck für Dich sorgt und was sie alles für Dich tut. Auch ich danke der Familie Stärck für alles Gute, das sie Dir erweist. Gott möge es ihr vergelten.
In der Schule scheinst Du ja zurechtzukommen. Das freut mich. Ich habe als selbstverständlich angenommen, daß Du in dieser Zeit, in der wir so viel Sorgen zu tragen haben, uns nicht noch weiteren Kummer machen würdest. Das hast Du auch nicht getan. Ich danke Dir dafür. Bleibe auch weiterhin fleißig in der Schule, siehe zu, daß Du mit allen Arbeiten und in allen Fächern mitkommst. Du machst Dir und uns dadurch Freude, und es wird einmal zu Deinem eigenen Nutzen sein.
Wie es zu Hause aussieht, habe ich von der Mutter gehört. Deine Briefe bekomme ich regelmäßig. Herzlichen Dank auch für das schöne Fotoalbum, das ich am Heiligen Abend erhielt. Vielen, vielen Dank. Bestelle bitte herzliche Grüße an Rektor Valks, von dem ich vor einigen Tagen den zweiten Brief bekam. Besondere Grüße und Dank an Familie Stärck und Hans.
Mit herzlichem Gedenken und Gebet verbleibe ich in Liebe

Dein Vater.


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