Brief von Pater Martin OSB

aus dem Kloster La Garde in Frankreich,
an Bernhard Groß, dem jüngsten Sohn von Nikolaus Groß

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La Garde, am 26. Februar 2004

Sehr geehrter Herr Groß,

Meinen herzlichsten Dank für all die Schriften, die Sie mir so freundlich und großzügig geschenkt haben. Meinen Wunsch, mehr über Ihren lieben Vater als Arbeiterführer, Familienvater und Märtyrer zu erfahren, haben Sie überreichlich erfüllt. Danke dafür, dass Sie zu der Veröffentlichung der Herzens- und Seelenreichtümer Ihrer beiden Eltern beigetragen haben, "Mehr können Eltern Ihren Kindern nicht hinterlassen."

Mit einer Lektüre ist man damit nicht fertig. Das Erbe Ihres Vaters soll auch Ordensleuten den Weg für Stillgebet und Nachahmung ebnen.

Mit Ihnen danke ich dem Heiligen Vater für seinen Einsatz in der Causa Groß, besonders für die Schnelligkeit dieser Seligsprechung.

Sie fragen, "wie ich auf Ihren Vater aufmerksam geworden bin". Ich glaube, dass ich das erste Mal über ihn, im Buch "Karl Leisner - Die Liebe Gottes leben" von Jürgen Kappel gelesen habe, in dem Sie selbst geschrieben hatten. Dann in der Zeitung "L`Osservatore Romano" anlässlich der Seligsprechung. Dann hat mir ein Essener Freund unseres Klosters ein paar Bildchen und das Buch von Erich Kock mitgebracht. Aber außerdem wollte ich mehr über den Seligen als Familienvater wissen. Zufällig(!!) sind die Eheleute Brechling zu uns nach La Garde gekommen. So habe ich mit Ihnen über meine "Leidenschaft" für Kurt Leisner und Ihren Vater gesprochen.

Für Jugendliche habe ich in meiner Mutterabtei Exerzitien über Karl Leisner gehalten. Aber jetzt bin ich sehr froh darüber, ein gutes Beispiel für Eheleute gefunden zu haben. Wie im Fall Leisner, ist es wichtig für uns, Franzosen, über Deutschland anderes als "Kollektivschuld" zu hören. Besonders beeindruckt bin ich von Ihrem Vater, denn er hat sofort die Todgefahr für die menschliche Gemeinschaft und die Seelen klar gesehen , und sich dagegen erhoben, mit letzter Konsequenz. Aber warum? Nur weil er ein Mann des Gebetes, des Glaubens (ohne Verkrampfung und mit viel Humor ("Sieben um einen Tisch"!) war.

Ich möchte Ihnen auch dafür danken, dass Sie in der Kirche als ständiger Diakon wirken. Es gibt immer eine Gefahr nach einer Seligsprechung, dass man sie als einen Endpunkt betrachtet. Besteht diese Gefahr für den Seligen Nikolaus? Wo braucht man nach Ihrer Meinung neue Vorbilder wie Nikolaus Groß in der Gesellschaft und in der Kirche? Selbstverständlich auch in unseren Klöstern "denn Heiligmäßigkeit vollzieht sich in den kleinen Dingen im Alltag des Lebens". Würden Sie mir bitte die liturgischen Texte zum Fest des Seligen (lateinisch-deutsch ) noch schicken?

Ihrem Gebet und der Fürsprache Ihres Vaters empfehle ich mich ganz besonders, sowie unsere Neugründung in der Nähe von Agen.

Viele herzliche Segensgrüße an Ihre ganze Familie, Ihren Sohn, auch an die Brechlings. Seien Sie meines treuen und freundlichen Gebetes dafür ganz versichert, das Ihre Familie, und Deutschland, das Bild Ihres Vaters gut bewahrt.

Mit herzlichem Segensgruß
Ihr P. Martin OSB


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