"Vorzeige-Christen sind Aushängeschild"

Papst Johannes Paul II würdigt die Seligen Nikolaus Groß und Schwester Maria Euthymia

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Papst Johannes Paul II wandte sich zweimal in deutscher Sprache direkt an die Pilger aus Deutschland: In seiner Predigt beim Gottesdienst zur Seligsprechung und am Tag danach in seiner Ansprache bei der Generalaudienz.

Die beiden neuen Seligen aus Deutschland führen uns in eine dunkle Zeit des 20. Jahrhunderts. Unser Blick richtet sich auf den seligen Nikolaus Groß, den Journalisten und Familienvater. Mit Scharfsinn erkannte er, dass sich die nationalsozialistische Ideologie nicht mit dem christlichen Glauben verbinden lässt. Mutig griff er zur Feder, um ein Plädoyer für die Würde des Menschen abzulegen. Nikolaus Groß hat seine Frau und Kinder sehr geliebt. Aber nicht einmal das innige Band zu seiner eigenen Familie erlaubte es ihm, sich vom Bekenntnis zu Christus und seiner Kirche zurückzuziehen. Ihm war klar "Wenn wir heute nicht unser Leben einsetzen, wie wollen wir dann vor Gott und unserem Volk einmal bestehen?" Für diese Überzeugung musste er an den Galgen, doch dafür öffnete sich ihm der Himmel. Im seligen Märtyrer Nikolaus Groß verwirklicht sich, was der Prophet vorausgesagt hat:

"Der Gerechte bleibt wegen seiner Treue am Leben" (Hab 1,4).

EINEN HERZLICHEN GRUSS entbiete ich den Pilgern aus Deutschland, vor allem den Gläubigen aus den Bistümern Essen und Münster mit ihren Oberhirten Hubert Luthe und Reinhard Lettmann. Liebe Schwestern und Brüder! Im Märtyrer Nikolaus und in der Clemens-Schwester Euthymia wurden euren Ortskirchen zwei neue Selige geschenkt. Solche "Vorzeige-Christen" sind ein Aushängeschild für eure Diözesen. Darauf dürft ihr stolz sein. Mit den festlichen Tagen in Rom habt ihr nicht nur ein Ziel erreicht; die Seligsprechung ist auch ein Anfang. Denn die neuen Seligen laden dazu ein, in der Heimat ihren Spuren nachzugehen.

Der selige Nikolaus Groß lehrt uns, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen. Gerade unsere Zeit braucht dringend überzeugte Christen, die auf die Stimme des Gewissens hören und den Mut aufbringen, den Mund zu öffnen, wenn es um die Würde des Menschen geht. Auch die selige Schwester Euthymia hat eine aktuelle Botschaft für unsere Tage. Ihr Leben zeigt uns, dass scheinbar kleine Dinge in den Augen Gottes ganz groß sein können. Menschlich gesprochen war die Ordensschwester kein "Star" im Rampenlicht doch ihr Wirken im Stillen war für viele ein Lichtblick, der bis heute ausstrahlt.

Das Beispiel der beiden neuen Seligen möge euch anspornen, und ihre Fürbitte begleite euch auf euren Lebenswegen. Gern erteile ich euch den Apostolischen Segen.

Ruhrwort 13.10.2001


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