Gedenktafel in Somborn

Über die Einweihung der Gedenktafel Nikolaus Groß

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Brief des KAB Diözesanpräses

Liebe Freundinnen und Freunde in der KAB,

die Seligsprechung von Nikolaus Groß erfüllt mich mit großer Freude. Damit stehe ich sicher nicht allein, ich denke, diese Freude teile ich auch mit Ihnen. Es geht hier nicht um Personenkult oder um ein protziges: "Wir haben jetzt einen Seligen in unserem Verband, also sind wir bedeutend". Beides würde nicht zum Selbstverständnis der KAB passen. Es kommt auf folgendes an: Nikolaus Groß will für uns in den Herausforderungen der Gegenwart Orientierung, Ermutigung und Auftrag sein.

Alle Gruppierungen und Institutionen versuchen derzeit ein Leitbild zu entwickeln. Darunter versteht man einen Text, der zum angemessenen Handeln führen soll. So wichtig und sinnvoll diese Leitbilddiskussion auch ist, mir fallen dazu zwei Zitate ein: "Papier ist geduldig" (Volksmund) und "Grau, werter Freund, ist alle Theorie" (Goethe). Die entscheidenden Dinge, die mein Leben bewegt haben, sind nicht Programme, sondern die Begegnung mit Menschen. Einer von diesen "bewegenden" Menschen ist Nikolaus Groß.

Schon beim ersten Blick auf seine Person bewegt mich folgendes:

So betrachtet stellt sich die Frage: Habe ich wirklich Mut, mich auf Nikolaus Groß einzulassen? Hat die KAB wirklich Mut, sich vom Vorbild dieses Mannes leiten zu lassen? Es ist gut, das innere Zaudern wahrzunehmen und sich dann für ein klares Ja zu entscheiden. Schließlich sind wir Christen und können wie Nikolaus Groß auf die Hilfe Gottes und den Beistand seines Heiligen Geistes vertrauen.

Nunmehr können wir offiziell sagen:

Seliger Nikolaus Groß, bitte für uns.

Ihr
Christian Sack, Diözesanprüses


Zum Gedenken an einen großen Mann

Ein Hauch Vergangenheit lag am 9. Oktober über der Somborner Gaststätte "Zum Freigericht", als die Freigerichter KAB am Haupteingang eine Gedenktafel zu Ehren des KAB Mannes Nikolaus Groß enthüllte. Der Widerstandskämpfer wurde von den Nationalsozialisten am 23. Januar 1945 hingerichtet und von Papst Johannes Paul II. am 7. Oktober 2001 in Rom selig gesprochen. Aus allen KAB Ortsvereinen des Unterbezirks Freigericht hatten sich Männer und Frauen mit ihren Bannern im Hof vor der Gaststätte versammelt, um Nikolaus Groß zu ehren. Auf den Tag genau vor siebzig Jahren hatte Groß bei einem KAB-Bezirksdelegiertentag im damaligen Saal Simon bei einer öffentlichen Kundgebung in einer Zeit der beginnenden Kirchenverfolgung durch die Nazis zum Thema "Katholisches Arbeitervolk im Kampf gegen Volksknechtung und soziale Entrechtung" gesprochen. Wenn auch keiner der Zeitzeugen von damals mehr lebt, so war der Oberrodenbacher KAB Vorsitzende Rudi Börner doch noch im Besitz der Originaleinladung vom 26. September 1932. Diese brachte die Initiatoren erst auf die Spur. Der gebürtige Bernbacher Lehrer Aloys Hofmann aus Künzell wusste zu berichten, dass die denkwürdige Veranstaltung neben vielen anderen Freigerichtern auch der Somborner Aloys Streb und sein Vater Karl Hofmann, 27 Jahre lang Bernbacher KAB Vorsitzender, erlebten. Mit seiner Rede habe Nikolaus Groß damals eindringlich vor dem aufkommenden Nationalsozialismus gewarnt, erklärte KAB Unterbezirksvorsitzender Karlheinz Benzing. "Er hatte die Zeichen seiner Zeit erkannt und ist mutig für die Menschen eingetreten". Nach der Begrüßung enthüllten Karlheinz Benzing und Pfarrer Ulrich Schäfer gemeinsam die Gedenktafel zu Ehren von Nikolaus Groß, "ein treuer Zeuge des Glaubens und der Liebe". Nachdem der Pfarrer ein kurzes Segensgebet gesprochen und die Hilfe des Seligen angerufen hatte, segnete er die Tafel und besprengte sie mit Weihwasser. Die Versammelten sangen als "Dank für diesen großartigen Menschen und Glaubenszeugen" gemeinsam den Kanon "Lobet und preiset ihr Völker den Herrn". Angeführt von den KAB Bannern von Somborn, Neuses, Bernbach und Horbach zogen sie gemeinsam in den renovierten Saal, in dem damals die denkwürdige Veranstaltung stattfand. Anknüpfend an das Erntedankfest meinte Pfarrer Ulrich Schäfer, die KAB könne dankbar sein, "dass sie eine solche Frucht hervorgebracht habe, die nun als Seliger ein großes Vorbild für alle KAB Mitglieder ist". Es sei nicht wichtig zu wissen, was Nikolaus Groß damals in diesem Saal gesagt habe. Wichtig sei, dass er aus christlicher Oberzeugung gesprochen habe. Wie der moderne Selige unserer Zeit müssten heute die Menschen und insbesondere auch die KAB Mitglieder offen für den Glauben sein und versuchen, ihn in einer glaubenslos erscheinenden Zeit mutig, wie einst Nikolaus Groß, zu bekennen und zu leben. Nikolaus Groß wurde 1898 in Niederwenigern bei Hattingen an der Ruhr geboren. Nach der Volksschule arbeitete er zunächst in einem Blechwalzwerk, später mehrere Jahre als Schlepper und Kohlehauer auf einer Zeche. 1920 übernahm er verschiedene Funktionen im Gewerkverein christlicher Bergarbeiter und wurde schließlich 1927 zum Redakteur der "Westdeutschen Arbeiter Zeitung", dem damaligen Verbandsorgan der KAB, berufen. Am 12. August 1944 wurde er wegen seiner Mitarbeit in verschiedenen Widerstandskreisen verhaftet, in das Konzentrationslager Ravensbrück eingeliefert und am 15. Januar 1945 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt.


Am 23. Januar 1945 wurde er in Berlin Plötzensee hingerichtet. Papst Johannes Paul II. sprach den Vater von sieben Kindern am 7. Oktober 2001 als modernen Glaubenszeugen und Märtyrer auf dem Petersplatz in Rom selig.

(Heinrich Harth)

Der Text der Gedenktafel lautet:

Familienvater, Bergmann,
Redakteur des KAB Organs "Westdeutsche Arbeiter Zeitung"
Nikolaus Groß
Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus

von den Nazis hingerichtet in Berlin Plötzensee
am 23. Januar 1945

von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen
am 7. Oktober 2001

sprach am 9. Oktober 1932 im Saal dieser Gaststätte als Hauptredner bei der Kundgebung anlässlich des Bezirks Delegiertentages der KAB Main Kinzig zum Thema:

"Katholisches Arbeitervolk im Kampfe gegen Verknechtung und soziale Entrechtung!"

Aus: http://www.kab-horbach.de


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