30. September 2018:

120. Geburtstag von Nikolaus Groß

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Erinnerungen an Nikolaus Groß von Ministerpräsident Armin Laschet

Armin Laschet

Am 30. September 2018, dem 120. Geburtstag von Nikolaus Groß, feierte die Katholische Arbeitnehmerbewegung im Dom von Xanten einen Gedenkgottesdienst. Die Ansprache hielt der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet.

Der Ministerpräsident erinnerte an das Martyrium des Seligen Nikolaus Groß und betonte, dass die Zahl der christlichen Märtyrer gerade im 20. Jahrhundert sehr stark angestiegen sei. Dies sei auf die Verfolgung durch die totalitären Regimes des 20. Jahrhunderts zurückzuführen. Auch in heutiger Zeit sind es – so Laschet - vor allem Christen, die in vielen Teilen der Welt diskriminiert, drangsaliert und ermordet werden.

Die christlichen Märtyrer haben nichts gemein mit den Fanatikern, die sich selbst in die Luft sprengen und dabei andere mit in den Tod reißen. Im Gegensatz zu diesen Terroristen suchen sie nicht absichtlich den Tod. Sie werden vielmehr wegen ihres Glaubens verfolgt und getötet – so wie es Jesus Christus im heutigen Evangelium prophezeite: „Ihr werdet um meinetwillen vor Statthalter und Könige geführt werden“ und er fügte sogar hinzu: „Segnet Eure Verfolger, segnet sie, verflucht sie nicht.“

Bei seinem Deutschlandbesuch im Jahre 1987 nannte Papst Johannes Paul II im Gottesdienst auf der Halde von Prosper-Haniel Nikolaus Groß einen Zeugen des Glaubens. Ein Jahr später leitete das Bistum Essen hier im Dom von Xanten den Seligsprechungsprozess für Nikolaus Groß ein.

Am 7. Oktober 2001 wurde Nikolaus Groß von Johannes Paul II auf dem Petersplatz in Rom zur Ehre der Altäre erhoben.

Nikolaus Groß war ein Bergmann und ein Kind des Ruhrgebietes. Seine Bergmannslampe befand sich seit 1967 im Dom von Xanten, bevor sie entwendet wurde.

Im Jahre 1987 feierte Johannes Paul II die Heilige Messe auf der Halde von Prosper-Haniel, dort wo auch die KAB am vergangenen Wochenende das Ende des Steinkohlebergbaus mit einem Gottesdienst begangen hat. Im Dezember 2018 wird diese Zeche schließen; damit endet das Zeitalter der Kohle im Ruhrgebiet. Nikolaus Groß und mit ihm die katholische Arbeiterbewegung haben diese Zeit geprägt.

Nikolaus Groß ist aber kein Bergmann geblieben, sondern hat in der Zeit des Ersten Weltkriegs Abendkurse besucht. Als Gewerkschaftssekretär setzte er sich dann aus christlicher Überzeugung für die Interessen der Bergarbeiter ein. Im Jahre 1927 wurde er Chefredakteur der Westdeutschen Arbeiterzeitung und verteidigte die Republik von Weimar gegen den Kommunismus und Nationalsozialismus.

Gerade in der heutigen Zeit, in der „fake news“ die öffentliche Meinungsbildung bestimmen, ist die objektive Berichterstattung von Journalisten wichtiger als je zuvor.

Deshalb ist die Erinnerung an Journalisten wie Nikolaus Groß, die in dieser Zeit für ihre persönlichen Überzeugungen eingetreten sind, auch heute von großer Bedeutung.

Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurde Nikolaus Groß verhaftet, von Roland Freisler, dem Vorsitzenden des „Volksgerichtshofs“ zum Tode verurteilt und am 23. Januar 1945 hingerichtet. Am Silvesterabend des Jahres 1944 schrieb Nikolaus Groß den Brief an seine Familie, der heute im Gottesdienst verlesen wurde, am gleichen Tag, als Dietrich Bonhoeffer in seiner Gefängniszelle das Gedicht „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ verfasste.

Sowohl Nikolaus Groß wie auch der große evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer widerstanden dem nationalsozialistischen Unrechtsregime und wurden so zu Märtyrern ihres Glaubens.

Am 23. Januar 1945 wurden auch der Protestant Helmut James Graf von Moltke und der Katholik Eugen Bolz hingerichtet; so entstand in dieser Zeit „unfreiwillig“ eine Ökumene der christlichen Märtyrer.

Viele Menschen haben nicht den Mut gefunden, aktiv dem menschenverachtenden Unrechtssystem der Nationalsozialisten entgegenzutreten, und sie können nicht verstehen, warum ein Familienvater bereit war, dieses Risiko auf sich zu nehmen.

Nikolaus Groß hat seine Frau und seine Kinder sehr geliebt. Aber sein persönlicher Glaube und sein Gewissen haben ihn – wie auch viele andere – nahezu zwangsläufig in den Widerstand gegen Hitler geführt.

Der Silvesterbrief von Nikolaus Groß und das Gedicht von Dietrich Bonhoeffer strahlen einen großen christlichen Glauben aus. Auch in ihrer dunkelsten Stunde weisen sie in die Zukunft, und sie ermutigen uns, mit Hoffnung und Zuversicht nach vorne zu blicken.

Auch wenn die Kirche heute mit schwerwiegenden Verfehlungen kämpft – wir alle und insbesondere die katholische Arbeiterbewegung können stolz sein auf einen Bergmann aus dem Ruhrgebiet,

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