7. Oktober 2006:

5. Jahrestag der Seligsprechung von Nikolaus Groß

Predigt des Bischofs von Essen, Dr. Felix Genn im Dom zu Niederwenigern

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Gedenken zum 5. Jahrestag der Seligsprechung von Nikolaus Groß: Sohn Bernhard Groß (2. v. r.), Bischof Dr. Felix Genn (rechts)

In seiner Predigt zum 5. Jahrestag der Seligsprechung von Nikolaus Groß erinnerte der Bischof von Essen, Dr. Felix Genn daran, dass er seine letzte Firmung im Bistum Trier in Moselkern vorgenommen hat. Dies ist die Heimatstadt der Familie Groß. Von dort aus ist der Vater von Nikolaus Groß im 19. Jahrhundert nach Niederwenigern gezogen.

Nikolaus Groß hat - so der Bischof von Essen in der Auslegung des Evangeliums vom Tage - das Reich Gottes angenommen wie ein Kind. Sieben um einen Tisch - das Leben in einer großen Familie hat die Eheleute Elisabeth und Nikolaus Groß entscheidend geprägt. Im kindlichen Vertrauen auf die Hilfe Gottes sind sie gemeinsam mit ihren Kindern einen Lebensweg gegangen, der sie als überzeugte Christen in den Konflikt mit den totalitären Weltanschauungen ihrer Zeit, insbesondere mit dem Nationalsozialismus hineinführte. Ihre Haltung war nicht kindisch, sie war kindlich. So hat Nikolaus Groß einen Katechismus geschrieben, in dem er sich mit der Kraft seines Verstandes zentralen Glaubensfragen nähert.

Damals, in der Zeit der NS-Diktatur war der Gegner des Christentums eindeutig identifizierbar; heute stehen christliche Grundwerte vielfach im weltanschaulichen Gegensatz zum "mainstream" der Gesellschaft. Dies betrifft vor allem das Thema "Ehe und Familie". Die Gleichstellung der Ehe mit gleichgeschlechtlichen Partnerschaften sowie bestimmte Tendenzen im Bereich der sexuellen Aufklärung junger Menschen, wie sie u.a. von der Bundeszentrale für politische Bildung aktuell verbreitet werden, sind Beispiele für Entwicklungen, die uns als Christen auch heute herausfordern sollten. Dabei geht es nicht primär darum, Verbote auszusprechen oder durchzusetzen. Wichtig ist vor allem, dass Christen ihre Wertvorstellungen, ihren "Entwurf" in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit vertreten, indem sie - wie Nikolaus Groß damals - Zeugnis ablegen.

Das Zeugnis der Christen für ihren Entwurf von Ehe und Familie orientiert sich an der Schöpfungsgeschichte der Bibel, an dem Bild, dass Eva aus einer Rippe des Adam erschaffen wird. Dieses Bild symbolisiert die Gemeinschaft von Mann und Frau. Der Mensch ist nicht alleine, sondern er lebt in der Gemeinschaft. Auf dieser Grundlage hat der Mensch alle Möglichkeiten, sich in Gemeinschaft mit Anderen zu entfalten und sein Leben zu gestalten.

Auch die strukturellen Veränderungen im Bistum Essen interpretiert der Bischof von Essen nicht in erster Linie als ein Problem der Finanzen und der Organisation. Sie stellen uns als Christen vor allem vor die Herausforderung, die geistige Krise unserer Zeit zu bewältigen, indem wir Position für die Sache Jesu Christi beziehen - als Widerständler in der heutigen Zeit und im festen Vertrauen eines Kindes auf die Gnade des göttlichen Vaters.

Bischof Dr. Felix Genn und das Bild des Seligen Nikolaus Groß


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