7. Oktober 2004:

Den Glauben überzeugend verkünden

Weihbischof Vorrath feiert Gedenkgottesdienst für Nikolaus Groß

[Zurück]

Der Essener Weihbischof Franz Vorrath hat zum Abschluss der Glaubensdemonstration der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) im Bistum Essen die Christen dazu aufgerufen, ihren Glauben überzeugend zu verkünden. Bei einem Gottesdienst am dritten Jahrestag der Seligsprechung von Nikolaus Groß am Donnerstag, 7. Oktober, in der Pfarrkirche St. Mauritius in Hattingen-Niederwenigern erinnerte Vorrath an den Auftrag der Gläubigen, in heutiger Zeit “ein Segen” zu sein. “Es darf uns Christen nicht egal sein, was mit dieser Welt und den Menschen geschieht. Es darf uns Christen nicht gleichgültig sein, dass Menschen unterdrückt werden und in Armut leben”, so der Weihbischof.

Vorrath warnte vor einer Spaltung der Gesellschaft in Arbeitbesitzende und Arbeitslose, Privilegierte und Chancenlose, Modernisierungsgewinner und Modernisierungsverlierer. Es dürfe auch niemanden unberührt lassen, “wenn die Demokratie von neuen rechtsorientierten Verführern bedroht” werde. Vorrath: “Wenn die nationalistischen Parteien die Stimmen der Protestwähler einfangen und sogar in einige Landtage einziehen konnten, dann dürfen wir Christen uns nicht sorglos zurück ziehen.” In diesem Zusammenhang erinnerte der Weihbischof an die Glaubensfahrt der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) vor 70 Jahren, die damals auf diese Weise ihren Widerstand gegen die Nationalsozialisten zum Ausdruck brachten. Die heutigen gesellschaftlichen Ungleichheiten und Umbrüche seien Gott sei Dank nicht mit denen der Nazi-Zeit zu vergleichen. Doch führten fehlende Ausbildungsmöglichkeiten und ungleich verteilte Zukunftschancen zu Hoffnungslosigkeiten bei Jugendlichen und damit zu einem Nährboden für die Protestparteien.

Nikolaus Groß, so der Weihbischof, habe seinen Widerstand gegen die Schreckensherrschaft der Nazis und sein alltägliches Leben mit seinem Glauben an Gott verbunden und diesen Glauben bis zum Tode bezeugt. An seinem Beispiel sei erkennbar, was es heisst, von Gott gesegnet und selber ein Segen zu sein. Vorrath: “Indem wir die Zeichen unserer Zeit erkennen und uns für eine menschenwürdige und gerechte Gesellschaft einsetzen, werden wir zu einem Segen für die Menschen.”

Nikolaus Groß, geboren am 30. September 1898 in Niederwenigern, war verheiratet und Vater von sieben Kindern. Er arbeitete in einem Blechwalzwerk und dann als Bergmann unter Tage. Seit 1920 betätigte er sich im “Gewerkverein christlicher Bergarbeiter” und übernahm 1927 die Schriftleitung der “Westdeutschen Arbeiter-Zeitung” (später “Ketteler-Wacht”), des Verbandsorgans der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB). Sein einfühlsames soziales Engagement und seine Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus waren getragen von einem tiefen Glauben und einem unerschütterlichen Gottvertrauen. Im Gebet fand er die Kraft für seine Tätigkeit und für die unermüdliche Sorge um seine Familie in schweren Zeiten. Wegen seiner Kontakte zu Widerstandskreisen wurde er am 12. August 1944 ins Konzentrationslager Ravensbrück, später in die Strafanstalt Berlin-Tegel eingeliefert und nach einem Prozess vor dem Volksgerichtshof am 23. Januar 1945 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Am 7. Oktober 2001 sprach Papst Johannes Paul II. ihn in Rom selig.

Quelle: Bistum Essen


[Zurück]