7. Oktober 2003:

Er ist ein Märtyrer des Gewissens

Vor zwei Jahren wurde Nikolaus Groß selig gesprochen

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Von Dr. Paul Hoffacker

Nikolaus Groß: Familienvater, Journalist und Glaubenszeuge

Wir erinnern uns an den 7. Oktober 2001, den Tag, an dem Nikolaus Groß (1898 - 1945) selig gesprochen wurde. Und wir erinnern uns an die Worte Papst Johannes Pauls II., mit denen er den Glaubenszeugen aus Hattingen-Niederwenigern würdigte: "Unser Blick richtet sich auf den seligen Nikolaus Groß, den Journalisten und Familievater. Mit Scharfsinn erkannte er, dass sich die nationalsozialistische Ideologie nicht mit dem christlichen Glauben verbinden lässt. Mutig griff er zur Feder, um ein Plädoyer für die Würde des Menschen abzulegen."

Wenn auch die Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus weit hinter uns liegt und jungen Menschen allenfalls aus dem Geschichtsunterricht bekannt ist oder durch wenige noch lebende Zeugen vergegenwärtigt wird, so bleibt doch das Plädoyer aus dem Glauben für die Würde des Menschen aktuell.

Der Druck nationalsozialistischer Ideologie, der die Meinungsfreiheit und das Gewissen des Einzelnen zu manipulieren oder auszuschalten suchte, besteht in unserer freiheitlich orientierten Gesellschaft nicht mehr. Wohl gibt es einen zwar unvergleichbaren, doch spürbaren Druck, verursacht durch die öffentliche Meinung, die unser Handeln zu bestimmen versucht. Aber diese öffentliche Meinung kann durch die Stimme der Christen beeinflusst und verändert werden; und zwar nicht nur dann, wenn das durch den Glauben geprägte Handeln der Christen beeinträchtigt wird. Dabei kommt es nicht auf die Lautstärke, sondern auf die Glaubwürdigkeit der christlichen Stimme an.

Wenn öffentliche Meinung von Christen mitgeprägt werden kann, dann sollte nicht vergessen werden, dass es auch in der Kirche eine öffentliche Meinung gibt. Wer nach der Wahrheit sucht, darf Kontroversen nicht scheuen und muss sich dem Ringen um sie stellen. Viele Anfragen werden an den Glauben und die Glaubwürdigkeit christlichen Handelns gestellt. Wie lauten unsere Antworten? Fragen wir unser Gewissen? Wissen wir noch, was es ist und wie gewiss es ist? Sind wir in der Kirche nicht auch schon so weit "aufgeklärt", dass wir glauben, auf das Gewissen als "Echo der Stimme Gottes" (Kardinal Henry Newman) verzichten zu können?

Das Lebenszeugnis des seligen Nikolaus Groß gibt auf viele Fragen Antwort. Und seine Antworten sind geprägt von der Liebe zu seiner Frau und seiner Familie. Deshalb muss auch die Lebensleistung seiner Frau Elisabeth in den Blick gerückt werden; "denn Elisabeth Groß hat alles mitgetragen, was Nikolaus Groß zu tragen hatte" (Kardinal Karl Lehmann). Das gilt auch für seinen Tod.

Die Frage geistiger Orientierung gehört zu den Grundfragen unserer Gesellschaft und der Politik. Sie stellt sich gerade dann, wenn geistige Grundlagen in der "großen Politik" kaum mehr erkennbar sind.

Der Autor ist Vorsitzender des "Initiativkreises Nikolaus Groß".

Ruhrwort vom 4. Oktober 2003


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