Veröffentlichung auf der Webseite des Nikolaus-Groß-Abendgymnasiums im November 2002:

"Sieben um einen Tisch"

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"Sieben um einen Tisch" und "Gott hat immer wunderbar geholfen": Die erste Überschrift hat Nikolaus Groß für sein Buch gewählt, der zweite Satz stammt von Elisabeth Groß. Immer, wenn die Not in der Nachkriegszeit am größten war, hat sie ihren Mann als Fürsprecher angerufen und die Erfahrung gemacht, dass ihre Bitte erhört wurde. Der Journalist Nikolaus Groß war ein Mann des geschriebenen Wortes; von seiner Ehefrau sind schriftliche Zeugnisse kaum überliefert. Wer sich der Biografie dieser bescheidenen und glaubensstarken Frau nähern will, ist auf persönliche Nähe, auf Gespräche, Begegnungen und Erinnerungen angewiesen; und so stammt der folgende Beitrag über Elisabeth Groß nicht von einem Historiker, sondern von einem der "sieben".

Nikolaus Groß hat das Buch "Sieben um einen Tisch" in der "wir"-, nicht in der "ich"-Form geschrieben. Als Vater teilt er seine Beobachtungen in der Familie in enger Erziehungsgemeinschaft mit seiner Ehefrau Elisabeth. Sie beide sind Autoren, also Urheber des Buches.

In der Wahrnehmung ihres jüngsten Sohnes tritt Elisabeth Groß, als Frau an der Seite von Nikolaus Groß, aus dem Hintergrund hervor; Nikolaus Groß wird zu dem Mann an ihrer Seite. Die Perspektive wechselt, das Grundthema ist das gleiche. Elisabeth Groß steht im Mittelpunkt, und sie ist die zentrale Bezugsperson, sowohl für ihren Ehemann wie für ihren Sohn.

Vieles ist in der Vergangenheit über Nikolaus Groß und seine Ehefrau gesagt und geschrieben worden. Hier kommen beide authentisch zu Wort, mit dem geschriebenen und dem gesprochenen Wort. Mit einer Fülle von Zitaten lässt der Sohn seine Mutter sprechen und verbindet sie in einem faszinierenden zeitübergreifenden Dialog mit Nikolaus Groß und mit ihren Kindern. Gleichzeitig erfährt der Leser mehr über den politischen und historischen Kontext der Lebensgemeinschaft, die Nikolaus Groß in seinem Buch beschreibt. Nikolaus Groß hat ein zeit-loses Buch geschrieben, in dem er sich grundlegend mit christlicher Erziehung und Familie befasst. Der Sohn ergänzt die Sichtweise seines Vaters, indem er die Geschichte der Sieben in den Raum und in die Zeit des 20. Jahrhunderts einordnet - von 1898 bis 1972.

So erlebt der Leser die besondere Alltagsgeschichte einer Familie in diesen Jahren. Der Weg des Ehepaares Groß und seiner sieben Kinder begann in Niederwenigem und führte über Oberhausen, Zwickau, Bottrop und Mönchengladbach nach Köln. Die Eltern wurden im Kaiserreich geboren. Nach dem ersten Weltkrieg heirateten sie im Jahre 1923; in der Weimarer Republik wurden die ältesten Kinder geboren. Nikolaus und Elisabeth Groß kämpften vor der Machtergreifung gegen den Nationalsozialismus und für die katholische Arbeiterbewegung; der Vater bezahlte seinen Einsatz für die Würde des Menschen mit dem Tod am Galgen. Der Tisch, das Zeichen der Gemeinschaft, wurde im Krieg zerstört.

Elisabeth Groß hat den Lebensweg ihres Mannes in guten und vor allem in schweren Tagen in großer Solidarität und Glaubensgemeinschaft begleitet; sie hat die Grundwerte, für die Nikolaus Groß stand, als Witwe an ihre Kinder und Enkelkinder weitergegeben - bis zu ihrem Tod im Jahre 1972.

Am 7. Oktober 2001 wurde Nikolaus Groß von Johannes Paul II auf dem Petersplatz in Rom seliggesprochen. Als sein Portrait am Petersdom enthüllt wurde, fragte mich ein kanadischer Besucher: "Oh, he wears a tie and a suit! What about his wife?" ("Oh, er trägt eine Krawatte und einen Anzug! Was ist mit seiner Ehefrau?") Viele Menschen in Rom werden sich diese Frage gestellt haben. Dieses Buch gibt die Antwort.

In dem Textbuch der "Beatificazione" vom 7. Oktober 2001 (S. 184) wurden mit der Seligsprechung von Nikolaus Groß folgende Anliegen der Weltkirche verbunden: Die Wohlfahrt der Familie, die Welt der Arbeit, der Journalismus und der Einsatz für die Überwindung des Rassismus.

Elisabeth und Nikolaus Groß haben sich gemeinsam für diese Anliegen und für die Würde des Menschen eingesetzt. Daher sind wir beiden zu Dank verpflichtet.

Bernhard Nadorf
(Oberstudiendirektor i.K. und Leiter des Nikolaus-Groß-Abendgymnasiums)

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