Auf den Spuren großer Frauen

Abendwallfahrt der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands im Bistum Essen

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Die Essener Innenstadt kurz vor Ladenschluss. Passanten eilen die Kettwiger Straße entlang. Einige sind auf dem Weg nach Hause. Andere wollen noch schnell einen Einkauf erledigen. Eine Verkäuferin schaut erleichtert auf ihre Uhr - in einer halben Stunde hat sie endlich Feierabend.

Dann - mitten in dem geschäftigen Treiben - eine große Menschenansammlung. Frauen zumeist, aber auch einige Männer. Sie waren, stehen einfach da, unterhalten ich, halten inne. Unbeeindruckt vom Trubel um sie herum. Neugierige Blicke der Passanten: Was ist das? Etwa eine Demo?

Weit gefehlt! Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Diözesanverband Essen, hat zur Abendwallfahrt geladen. Und rund 350 Frauen und Männer sind der Einladung gefolgt. Gemeinsam wollen sie an diesem Abend "den Spuren großer Frauen" folgen. Frauen, die auf ihre je eigene Art Größe zeigten für das Bistum Essen und darüber hinaus.

Für die erste Station, die Elisabeth Groß, der Frau des Arbeiterführers und Widerstandskämpfers Nikolaus Groß, gewidmet ist, haben sich die Initiatorinnen und Initiatoren der Wallfahrt bewusst den Platz vor dem Kaufhaus "Galeria Kaufhof" ausgewählt. Irmentraud Kobusch, eine der drei ehrenamtlichen Diözesanvorsitzenden der kfd, erläutert: "Von diesem Platz aus können wir direkt auf den Essener Bahnhof schauen. Bahnhöfe bzw. ankommende und abfahrende Züge haben eine traurige Rolle im Leben von Elisabeth Groß gespielt. So fährt sie mehrfach mit dem Zug nach Berlin und trifft einflussreiche Politgrößen. Ihr Ziel: Sie will ihren Mann, der wegen Kontakten zu Widerstandskreisen von der Gestapo festgenommen worden ist, aus der Haft befreien.... Doch sie kehrt jedes Mal ohne Erfolg zurück. Fünf Monate nach seiner Inhaftierung wird Nikolaus Groß in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Seine Frau bleibt mit sieben Kindern zurück, das jüngste ist fünf Jahre alt."

Dennoch habe Elisabeth Groß nie aufgehört, sich in der schweren Zeit des Nationalsozialismus dem Zeitgeist zu widersetzen. Sie habe sich in zahlreichen Ehrenämtern engagiert, nach dem Krieg zu den Gründungsmitgliedern der CDU in Köln gehört und sich unermüdlich für die Interessen der Arbeiterschaft eingesetzt. Kobusch: "Sie ist eine große Frau unseres Jahrhunderts. Eine Frau zwischen Diktatur und auferstehender Bundesrepublik."


Mehr über Elisabeth Groß erfahren Sie in dem Beitrag ihres jüngsten Sohnes Bernhard in dem Buch "Sieben um einen Tisch", das wir Ihnen in der Rubrik "Publikationen" vorstellen.

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