Theodor Hüpgens über den Tod von Nikolaus Groß

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Mit Schreiben vom 27, Januar, das Elisabeth Groß vermutlich am 30. Januar 1945 erreichte, teilte ihr Theodor Hüpgens den Tod ihres Mannes mit:

"Zu meinem tiefstem Schmerz erwartete mich vorgestern Abend, als ich von einer Reise nach Südwestdeutschland zurückkehrte, die bittere Nachricht, dass Ihre schriftlichen Bemühungen vergeblich gewesen sind und Ihr lieber und tapferer Mann am vergangenen Dienstag, also am 23. Januar 1945, seinen letzten Gang gegangen ist. Es war der Tag an dem Sie, wie Sie uns auf Ihrer Karte vom 1.4. berichteten, heil und gut wieder daheim anlangten. Auch Nikolaus Groß ist heil und gut heimgegangen, wir alle sind davon überzeugt, dass der Richter über die Lebenden und die Toten ihm die Krone des Lebens verliehen hat. ...Ich darf und muß aber sagen, dass ich mehr als der Nehmende gewesen bin und so ist sein jäher Heimgang für mich ein Verlust, der mich tiefer berührt als so mancher andere Abschied, den ich namentlich in den letzten Jahren habe verwinden müssen. Aber was bedeutet das alles gegen den Schmerz, der auf Sie gelegt ist. Und dennoch: Sie haben seine Kinder, und in ihren jungen Herzen das Andenken an den Vater zu hüten und zu pflegen ist die größte Aufgabe, die der Tote Ihnen hinterließ, und die kein geringerer als Gott selbst, der Vater der Armen, der Witwen und Waisen Ihnen verhängt, aber ebenso sehr verliehen und geschenkt hat. Darum bitte ich Sie und meine Frau schließt sich an, das Andenken an Nikolaus Groß nicht dadurch zu belasten, dass Sie sich einer äußeren Trauer hingeben, die niemals seine Billigung gefunden hätte. Ich denke mit Bewunderung an die letzten Minuten zurück, in denen Sie gefaßt, ungebeugt und lebensmutig entschlossen mir zusagten, das Unabänderliche hinzunehmen und es tapfer und treu zu tragen...Ich glaube fest, dass er bereits das Ewige Licht schaut für Sie und Ihre Kinder, damit Sie alle die Kraft erhalten und bewahren, unter den Augen des Verewigten in seinem Geiste so zu leben und zu arbeiten, wie er es immer verlangt und Ihnen beispielhaft vorgelebt hat."

Zitiert nach "Sieben um einen Tisch", S. 221


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