Brief vom 15.10.1944 an Berny

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Original-Ausschnitt des Briefes

Nikolaus Groß

Berlin-Tegel, den 15.10.44
Seidelstraße 39
Haus l

Nr. 1499
8/326

Liebe Berny!

Ich freue mich, Dir heute unmittelbar schreiben zu können. Wenn die Mutter mir schrieb, daß sie in diesen Wochen an den Kindern viel Freude und bei ihnen Verständnis und große, herzliche Zuneigung gefunden habe, dann hast Du diese Anerkennung ganz gewiß mit verdient. Ich danke Dir, mein liebes Mädel, für alle Güte und Hilfsbereitschaft, die Du der Mutter und den Geschwistern erweist. Ich bitte Dich, tue Dein Bestes, allen anderen das Leben durch Freundlichkeit und Entgegenkommen leichter zu machen. Ich habe in den letzten Jahren so manche Freude an Dir erlebt, daß ich Dir vertraue, daß Du es auch jetzt gut machen wirst. Gott schütze und segne Dich!
Mit gleicher Post schreibe ich an die Mutter. Später hoffe ich auch Marianne und Liesel persönlich schreiben zu können. Ihr müßt Geduld haben. Den Brief richte ich nach Bonn, weil Du ja wohl dort übernachtest und Mutter noch in Kupferdreh ist.
Deinen nach Fürstenberg gerichteten Brief vom 20.9. habe ich nachgeschickt bekommen und am 9. 10. hier erhalten. Herzlichen und aufrichtigen Dank. Die beigelegten Marken sind für die NSV-Fürstenberg beschlagnahmt worden. Nun, ich hätte sie hier doch nicht mehr verwenden können.
Wie geht es auf der Arbeit? Was macht Michael? Schreibe mir darüber. Wie sieht es mit unserer Wohnung in Köln aus? Jedesmal wenn ich im Wehrmachtbericht von einem Angriff auf Köln höre, habe ich ernste Sorgen um Euer Leben und Eure Gesundheit. Dabei weiß ich nie, wer sich in Köln aufhält. Es bleibt immer eine Unruhe und Un-sicherheit. Schicke mir doch bitte sofort nach einem Angriff eine Karte mit einer kurzen Mitteilung, ob und was passiert ist, natürlich nur über Dinge, die uns angehen. Anderes hat in unseren Briefen nichts zu suchen. Wie auch über die Sache, deretwegen ich hier bin, nicht geschrieben werden darf.
Wie geht es den Bonnern? Grüße sie alle recht herzlich von mir. Bestelle bitte auch viele Grüße an Deine Mutter und Geschwister, wenn Du sie siehst oder ihnen schreibst.
Mit besonderer Innigkeit gedenke ich in diesem Briefe Deiner. Halte Dich tapfer, bete fleißig, meine Gedanken und Gottes Gnade sind immer mit Dir. Viele Grüße und herzliche Wünsche.

Dein Vater.


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