Nikolaus Groß
Nr. 1499
4/144
Mein lieber Alex!
Aus meiner neuen Anschrift ersiehst Du, daß ich mich nicht mehr in Fürstenberg aufhalte, sondern nach Berlin verlegt bin. Meine genaue Anschrift ist am Kopf dieses Briefes mitgeteilt. Du kannst schreiben wie bisher, aber schreibe doch nicht jeden 2. oder 3. Tag, das könnte für die Aufsicht zu viel werden. Am besten jede Woche einen guten und ausführlichen Brief. Auch Mutter und die Geschwister dürfen mir wie bisher schreiben. Ich selbst kann alle 14 Tage schreiben, und weil ich heute zwei Briefe schreiben darf, bekommt Mutter einen und Du einen. Wann ich Dir jetzt wieder schreiben kann, weiß ich nicht. Du mußt also nicht so bald auf Antwort rechnen. Aber deshalb brauchst Du in Deinem Schreiben nicht nachzulassen. Vor allem aber nicht in Deinem Gebete. Es ist das Wichtigste und keinen Tag darfst Du es vergessen, wie ich es Dir gegenüber auch nicht versäume. Bete eifrig und andächtig. Danke auch Tante Stärck für ihre Andacht, überhaupt willst Du allen, die Dir dort so viel Gutes tun, meinen herzlichen Dank sagen. Gott möge es ihnen vergelten.
Dein Bild habe ich bekommen, du bist ja beinahe ein junger Herr geworden. Auch Deine Briefe habe ich bekommen. Pakete, wie sie die Mutter bisher nach Fürstenberg schickte, können nach hier nicht geschickt werden. Mit großem Interesse habe ich von Deinem Kriegs- und Ernteeinsatz gelesen. Ich freue mich, daß es Dir gefallen hat. Wenn Du an die Geschwister oder Rektor Valks schreibst, bestelle bitte herzliche Grüße von mir. Auch an Familie Stärck herzliche Grüße.
Und nun, mein lieber Junge, halte Dich treu und brav. Vergiß unsern vermißten Klaus im Gebet nicht. Denke auch immer an Mutter und Geschwister. Halte uns alle in Deiner Liebe.
Viele Grüße und ein frohgemutes Gedenken
Dein Vater.
Wenn Du schreibst, mußt Du nach dem Namen die Nr. schreiben, also: Nikolaus Groß 1499 4/ 144 (1) BerlinTegel Seidelstr. 39 Haus 1
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