Bischof Dr. Hubert Luthe über Nikolaus Groß

Nikolaus Groß' Zeugnis - Geborgen in Gottes Nähe

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Beim feierlichen Gottesdienst zur Seligsprechung auf dem Petersplatz stellte Bischof Dr. Hubert Luthe mit folgenden Worten Nikolaus Groß vor:

Nikolaus Groß, am 30. September 1898 in Niederwenigern an der Ruhr geboren, wird zunächst, was dort viele werden: Bergmann. Jede freie Minute nutzt er zur Fortbildung. Bald ist er Gewerkschaftssekretär. Seine unermüdliche Einsatzbereitschaft, sein unbestechlicher Gerechtigkeitssinn und vor allem sein Einfühlungsvermögen in die Nöte und Belastungen der Arbeiter verschaffen ihm schnell Respekt und Anerkennung. Der Glaube hilft ihm über Misserfolg und Rückschläge hinweg. Seine Frau und seine sieben Kinder sind ihm Lebensglück.

Realistisch und sicher sieht er die Gefahren des aufkommenden Nationalsozialismus. Die Leser und Leserinnen der "Westdeutschen Arbeiter-Zeitung", deren Schriftleiter er ist, warnt er offen vor ihm. Nachdem Hitler an der Macht ist, wird er vorsichtiger. Zitate aus Hirtenbriefen und bekannten Werken der Weltliteratur helfen ihm, seine Abneigung gegen ein gott- und menschenverachtendes politisches System zum Ausdruck zu bringen. Für ihn gilt, dass man Gott mehr gehorchen muss als den Menschen. Immer stärker wird er in die Widerstandsbewegung einbezogen. Dass dies lebensgefährlich ist, weiß Nikolaus Groß. Auf die Gefahr angesprochen, antwortet er unmissverständlich:

"Wenn wir heute nicht unser Leben einsetzen, wie wollen wir dann vor Gott und unserem Volke einmal bestehen?" Seine Aktivität im Widerstand macht ihn zum Feind der Machthaber und bringt ihm am 23. Januar 1945 den gewaltsamen Tod. Zum Abschied schreibt er seiner Familie: "Fürchtet nicht, dass angesichts des Todes großer Sturm und Unruhe in mir sei: Ich habe täglich immer wieder um die Kraft und die Gnade gebeten, dass der Herr mich und Euch stark mache, alles geduldig und ergeben auf uns zu nehmen, was er für uns bestimmt oder zugelassen. Und ich spüre, wie es durch das Gebet in mir still und friedlich geworden ist."

So kann nur einer sprechen, der sich in Gottes Nähe geborgen weiß. Von ihm lernen wir, dass der Mensch nur in der gläubigen Verbindung mit Gott Halt finden kann. Von ihm können wir uns ermahnen, ermutigen und belehren lassen, was Glauben, was Bekennen und was Zeugnis geben heißt - bis in den Tod.

Ruhrwort 13.10.2001


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