Otto Weiß

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28.04.1902 - 20.03.1944

Otto Weiß wuchs in einer Kaufmannsfamilie in Mülheim auf. Nach dem Abitur studierte er Rechts- und Staatswissenschaften. 1928 legte er die große Staatsprüfung für den höheren Verwaltungsdienst im Preußischen Ministerium des Innern in Berlin ab. Im Februar 1929 promovierte er. Er war Mitglied der Zentrumspartei.

Nach einigen beruflichen Stationen nahm er eine Tätigkeit im Polizeipräsidium in Breslau auf und trat 1937 der NSDAP bei. Ab 1940 war er Blockleiter der Partei. Zu Kriegsbeginn 1939 erhielt Otto Weiß den Einberufungsbefehl in die Wehrmacht, wurde jedoch kurze Zeit später als "unabkömmlich" eingestuft und wieder nach Breslau entlassen. Erst Anfang 1943 wurde er endgültig einberufen. Der Wendepunkt in der Haltung des Otto Weiß zum Nazi-Regime war die Kapitulation der 6. Armee nach der Schlacht um Stalingrad im Februar 1943. Er kam zu der Überzeugung, die militärische Niederlage sei unabwendbar und das Hitler-Regime müsse beseitigt werden. In einem anonymen Schreiben an Adolf Hitler, maschinengeschrieben von einem Fräulein Z., forderte er den "Führer und Reichskanzler" auf, angesichts der aussichtslosen Lage zurückzutreten. Abschriften gingen an Reichsmarschall Hermann Göring, Propagandaminister Joseph Goebbels und einige hohe Militärs. Schließlich, als Hitler nicht reagierte, wandte sich Weiß an die Feldmarschälle der Wehrmacht mit der Forderung, auf eigene Faust Frieden mit den Alliierten zu schließen. Er fasste seine Auffassungen in einer Denkschrift mit dem Titel "Auftrag zur Rettung Deutschlands" zusammen. Schließlich entschied er sich, seinen Kampf vom Ausland aus fortzusetzen. Er besorgte sich Zivilkleidung, fälschte seinen Dienstpass und wollte über den Kontrollpunkt Nofels in die Schweiz flüchten. An der Grenze wurde er festgenommen.

Im Februar 1944 wurde Otto Weiß vom Ersten Senat des Volksgerichtshofs als "Volks- und Hochverräter, als Helfershelfer unserer Kriegsfeinde" zum Tode verurteilt. Das Todesurteil wurde am Nachmittag des 20. März 1944 im Zuchthaus Brandenburg/Havel-Görden durch Erhängen vollstreckt.

Die Angehörigen setzten die Urne mit der Asche des Verstorbenen in Mülheim bei.

Quelle: Bistum Essen


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