Everhard Richarz

[Zurück]

06.07.1904 - 13.02.1941

Everhard Joseph Richarz wuchs in einer Familie mit acht Kindern in dem kleinen Ort Mondorf bei Bonn auf. 1930 wurde er im Dom zu Köln zum Priester geweiht. Kurzfristig übernahm Richarz das Amt des Rektors am Herz-Jesu-Kloster in Großkönigsdorf, bevor er im September 1930 als Kaplan in die Pfarrei Herz Jesu in Essen-Steele berufen wurde. Von 1934 bis 1938 war er in der Pfarrei St. Stephan in Köln-Lindenthal tätig, ab 1938 an St. Marien in Oberhausen. Kaplan Richarz lehnte den Nationalsozialismus offen ab und bekannte sich offensiv innerhalb und außerhalb der Kirche, gerade auch im Beisein von Jugendlichen, zum christlichen Glauben. Wiederholt wurde er deswegen verwarnt und mit Geldstrafen belegt. Trotzdem setze er sich mutig und tatkräftig für bedrängte und verfolgte Mitmenschen ein; z. B. verhalf er im Januar 1938 seinem Bruder Wilhelm und dessen Familie angesichts einer drohenden Verhaftung zur Flucht in die Niederlande.

Im Februar 1939 verhaftete die Gestapo Everhard Richarz und seine Brüder Johann und Peter wegen Devisenvergehen, Wirtschaftssabotage sowie Transferierung von Kapital jüdischer Familien in die Niederlande. Nach einigen Wochen im Gefängnis beim Amtsgericht Oberhausen wurde Kaplan Richarz in das Untersuchungsgefängnis Köln-Klingelpütz verlegt.

Ende 1939 wurde er in das Gefängnis Berlin-Moabit überführt. Hier erkrankte er an einer schweren Lungenentzündung. Auf Veranlassung eines Arztes, der dem Schwerkranken Haftunfähigkeit attestierte, kam Richarz in ein Sanatorium in Berlin-Buch. Doch sein Zustand verschlechterte sich zusehends.

Im Februar 1941 wurde der bereits vom Tod Gezeichnete nach Hause abgeschoben. Seine Schwestern Josephine und Katharina holten ihn mit dem Zug ab und brachten ihn in sein Elternhaus zurück, wo er wenige Stunden nach seiner Ankunft am 13. Februar 1941 verstarb. Er wurde auf dem örtlichen Friedhof beigesetzt.

Aufgrund der überlieferten Andeutungen einer Krankenschwester, die ihre Schweigepflicht teilweise brach, als sie ihn und seine Schwestern in Berlin zum Zug begleitete, besteht der begründete Verdacht, dass an Kaplan Richarz medizinische Versuche im Rahmen der Tuberkuloseforschung durchgeführt wurden, deren Folgen er erlag.

Quelle: Bistum Essen


[Zurück]