Elisabeth Niehues

[Zurück]

geb. 13.09.1911

Elisabeth Niehues wurde am 13. September 1911 in Dortmund-Huckarde als 3. Kind in einer Familie mit insgesamt sieben Kindern geboren. Nach ihrer Ausbildung zur Krankenschwester trat sie 1939 in die Reichsgemeinschaft der freien "Caritas-Schwesternschaft" ein, die erst 1937 als Gegenpol gegen die "braunen" NS-Schwestern gegründet worden war. Im Krieg übernahm sie die Leitung des Krankenreviers im Fremdarbeiterlager Loh, wo sie sich gegen den Willen der NS-Abteilung Gesundheit und Volksschutz sofort und resolut für eine Verbesserung der Hygiene und für die medizinische Betreuung der Ausländer einsetzte. So schreibt der französische Zeitzeuge Yves Denis:

"Wie vielen hat sie die Gesundheit wenn nicht das Leben gerettet, weil sie energisch... forderte, den Kranken die notwendige Ruhe zuzugestehen, die für ihre Gesundung nötig war."

Aufgrund ihrer Einstellung sorgte Elisabeth Niehues auch für religiöses Leben im Krankenrevier. Mit Unterstützung von Pfarrer Nikolaus Assmann von der Gemeinde St. Urbanus suchte sie heimlich Gelegenheit für Gebet, Kommunionempfang und Krankensalbung zu organisieren; dem illegal tätigen Abbé Louis Gall ermöglichte sie die verbotene Seelsorge.

Das Verhalten der Schwester blieb der Gestapo nicht verborgen. So erhielt sie mehrfach Vorladungen und Verwarnungen. Schließlich, im Frühjahr 1944, forderte die Gestapo ihre Entlassung "wegen ihres allzu humanen und christlichen Verhaltens gegenüber den Ausländern".

Nach der Invasion der Alliierten in der Normandie verschärfte sich die Lage der Zwangsarbeiter. Am 22. März 1945 erschien die Gestapo im Lager Loh, um Elisabeth Niehues zu verhaften. Der Verwaltungsdirektor Reiff hatte sie gewarnt, und so konnte sie rechtzeitig fliehen. Schweren Herzens musste sie die Kranken im Lager zurücklassen.

Im Jahre 1994 wurde Elisabeth Niehues mit der Ehrenplakette des Caritas-Verbandes ausgezeichnet " in Würdigung ihres mutigen und vorbildhaften Verhaltens als Krankenschwester während der Nazizeit und ihrer aktiven christlichen Nächstenliebe"; am 21. Januar 2001 erhielt sie den "Orden des heiligen Papstes Silvester".

Der ehemalige Dortmunder Zwangsarbeiter und Priester Robert Gardes aus Cahors in Frankreich erkannte in dem Verhalten von Elisabeth Niehues ein Handeln aus christlichem Glauben, der die Grundlage für ein neues Europa bilden kann.

So gratulierte er der Ordensträgerin mit folgenden Worten: "In den Lagern jener Zeit, wo nur Hartherzigkeit, Verachtung und Hass zu regieren schienen, haben Sie ein Licht aus dem Evangelium aufleuchten lassen...Wir haben jetzt die Gewissheit, dass es der christliche Glaube ist, der in jener Zeit die Quelle für Beziehungen der Freundschaft war, die bis heute noch andauern..."

Elisabeth Niehues, die gegen das Gesetz der radikalen Ausbeutung von Menschen deren Würde und Gesundheit setzte, wehrte alle lobenden Worte ab und meinte schlicht: "Ich habe doch nur meine Christenpflicht getan".

Zitiert nach Elisabeth Tillmann:"Eine Oase der Menschlichkeit" Die Caritas-Krankenschwester Elisabeth Niehues im Dortmunder Lager Loh; veröffentlicht in: "Zwang und Zuwendung", Katholische Kirche und Zwangsarbeit im Ruhrgebiet, hrg. von Baldur Hermans, Bochum 2003, S. 359-372


[Zurück]