Gottfried Könzgen

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03.04.1886 - 15.03.1945

Nach dem Besuch der Volksschule in Hochneukirch bei Mönchengladbach, einer Lehre als Weber, der Erlangung der Mittleren Reife in Abendkursen und des Abiturs am Erzbischöflichen Konvikt in Neuss studierte Gottfried Könzgen zunächst als "Gasthörer" Jura und Wirtschaftswissenschaften in Bonn. Im Ersten Weltkrieg mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet, kehrte Gottfried Könzgen nach dem Krieg zurück nach Mönchengladbach, heiratete dort 1920, und gelangte rasch in politische Ämter. Als Arbeitersekretär der KAB widmete er sich nach kurzer Tätigkeit in Mönchengladbach dem Aufbau des Bezirksverbandes Duisburg, wurde Leiter des katholischen Volksbüros, (eine Art Rechtsberatung für die katholische Bevölkerung) Mitglied des Provinziallandtags (1925-1930) und Mitglied der Stadtverordnetenversammlung in Duisburg (1929-1933).

Nach einem Vortrag im kath. Arbeiterheim von St. Joseph in Duisburg zum Thema "Begriffswandlungen in unseren Tagen" wurde er am 9.1.1935 verhaftet. Ihm wurde vorgeworfen, durch seine Ausführungen die NS-Weltanschauung, die Deutsche Arbeitsfront und weitere Aspekte der NS-Politik verächtlich gemacht zu haben. Über 3 Monate, bis zum 5.7.1935, war er in "Schutzhaft".

Nach seiner Entlassung aus der "Schutzhaft" beobachtete die Gestapo Könzgen weiter. Er wurde einige Male verhört, erhielt Redeverbot, wurde aber nicht wieder verhaftet. Nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler wurde er im Rahmen der Aktion "Gewitter", in der die Gestapo anhand von Listen frühere Politiker der Weimarer Parteien ins KZ brachte, am 23.8.1944 festgenommen. Am 15.3.1945 starb er im KZ Mauthausen in Österreich.

Aus den Akten der Stapo Duisburg Hamborn, 20.3.1935:

Über die geistige Einstellung zum nationalsozialistischen Staat seitens des Könzgen, gibt das bei ihm vorgefundene Schriftmaterial genügend Aufklärung. Ich werde dasselbe nach Auswertung mit einem Sonderbericht vorlegen, um an Hand dieses Materials einen Maßstab zu gewinnen, wie lange seine Schutzhaft notwendig sein wird.

Schon das vorweg: Könzgen ist ein unverbesserlicher Zentrumsmann, der möglichst lange unschädlich gemacht werden muss.

gez. Busch

Krim. Polizeirat

Bei der Verhaftung Könzgens beschlagnahmte die Stapo 6 Schriften als angeblich staatsfeindlich. Aus ihrem Inhalt folgerte der ermittelnde Kriminal-Polizeirat im Bericht vom 25.3.1935:

Könzgen, ein alter Zentrumsanhänger, hat seine Stellung als katholischer Arbeitersekretär bestimmt dazu mißbraucht, um in unerhörter Weise gegen den heutigen Staat und den Führer Greuelpropaganda zu betreiben und in versteckter Form zu hetzen, wie er es noch als früherer Landtags- und Stadtverordneter der ehemaligen Zentrumspartei gewohnt ist. (...)

Die Ermittlungen kommentierte der Stapo-Beamte am 21.3.1935:

(...) Ich verspreche mir mehr davon, wenn die verschärften Schutzhaftbestimmungen gegen K. Anwendung finden, als wenn ein Strafverfahren gegen ihn eingeleitet würde.

Aus einem Bericht der Stapo Duisburg über Könzgen vom 7.5.1938:

(...) ist hier als fanatischer Katholik und Gegner des Nationalsozialismus bekannt (...) er war bis zur Auflösung führend in der hiesigen Zentrumspartei tätig (...). Schon seit Jahren leitet Könzgen die hiesigen katholischen Arbeitervereine, als deren befähigster Vertreter er gilt. In seiner Eigenschaft als Arbeitersekretär hat er früher oft in kath. Vereingungen Vorträge gehalten, in denen er stets in äusserst geschickter Form gegen die nat.soz. Weltanschauung Stellung nahm.

(...) er ist auch heute noch derart stark konfessionell gebunden, dass damit gerechnet werden muß, dass er in seinen Vorträgen immer wieder in irgendeiner Form gegen die nat.soz. Weltanschauung Stellung nehmen wird. (...)

Quelle: HSTA Düsseldorf RW 58/ 31045

Aus: "Nikolaus Groß, Arbeiterführer - Widerstandskämpfer - Glaubenszeuge, Wie sollen wir vor Gott und unserem Volk bestehen?" Details zu diesem Buch mehr..., Seiten 222 ff


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