Bericht des SD Düsseldorf

über einen Vortrag im katholischen Arbeiterverein Oberhausen, 11.05.1937

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Der Sicherheitsdienst des RFSS
Der SD.-Führer des SS OA.-West
Unterabschnitt Düsseldorf
II/1131 VA. 275/36
Düsseldorf, den 11. Mai 1937

An die
Staatspolizeistelle für den Regierungsbezirk Düsseldorf
Düsseldorf
Betrifft: Kath. Arbeiterverein, Oberhausen
Vorgang: ohne

Kaplan J. H., Oberhausen, Barbarastraße 12, hatte am 25.4.37, nachmittags 16 Uhr, die Frauen vom kath. Arbeiterverein und Frauenbund im kath. Vereinshaus Paus, Oberhausen, Lohstr. 115 zu einer kleinen Kaffeefeier versammelt. Nach einigen einlei­tenden Worten stellte H. als Redner den Bezirkspräses Martin Heix aus Mün­ster vor. Der als Martin Heix aus Münster vorgestellte Redner sagte folgendes:

Meine lieben katholischen Frauen vom Arbeiterverein und vom Frauenbund; es freut mich sehr, euch so zahlreich begrüßen zu können. Wir brauchen euch Frauen, damit ihr uns in dem Satanskampf unterstützt. Ihr rassigen Frauen müßt uns Mu­ni­tion und Granaten in den Schützengraben bringen, so wie es die Frauen in Spa­nien auch tun. Das sind Frauen, echte kath. Frauen, die ihre Männer mit ganzer Kraft un­terstützen. Solche Frauen müßt ihr auch werden, denn wir sind in einer Zeit, noch viel schlimmer als im 4 jährigen Kriege1 ist diese. Aber wenn die Bewe­gung und Partei auch Burgen baut, dann bauen wir die Schützengräben. Ein Ka­plan ist von Dümpten nach Düssel­dorf versetzt worden, auch er ist Präses im kath. Arbei­terver­ein. Wenn er nun Heima­bende abhält, dann sitzt an einem Tisch der ganze Par­tei­klüngel und an der Spitze der Kreisleiter und die Behörden, um nur jedes Wort auf­zunehmen. Aber Gott sei dank haben wir hier noch große Bewe­gungsfrei­heit. Wir haben ja noch unsere Kirche, unsere Heime und Vereinshäuser, in denen wir tüchtig arbeiten können. Ich kann euch auch die freudige Mitteilung machen, daß der Zu­wachs in der letzten Zeit so stark ge­worden ist, daß wir eine große Säule aufbauen können. Sie wollen alle nichts von den Satanswerken wissen. Wenn sie uns auch jetzt martern und verfolgen, oder unsere Bischöfe und Geistliche in die Ge­fängnisse werfen, ebenso wie in Spanien, dann lasst uns kämpfen so wie sie es in Spanien auch tun, bis aufs Blut. In Spanien haben sie 11 Bischöfe und viele Priester getötet. Dasselbe fangen sie nun auch in Deutschland an. Kaplan Rossaint2, der euch allen von Oberhausen aus bekannt ist, wurde ganz un­schuldig verurteilt und bis in den Abgrund verschmäht und niedergetreten. Aber alle diese werden Blut­zeugen sein für unsere große neue Bewegung. Wir sind heute schon so stark, daß wir vor nichts mehr zurückschrecken brauchen. Wenn nun auch die Ge­mein­schafts­schule einge­führt werden soll, dann rufe ich euch nochmals zu:

Lehnt die Satansmachenschaften als kath. Mütter ab, denn die Nationalsozialisten, Sozialisten und Kommunisten versprechen euch hohe Berge, aber halten werden sie nichts.

Wenn nun eure Männer in den Betrieben, wie G.H. Hütte Thyssen, auf der Eisen­bahn oder auf den Büros von den Parteigenossen gebrandmarkt werden, dann ist dies nur eine Gottesfügung. Wir wollen alles überwinden und in unserem Kampf umso fester stehen. Wenn diese Gassenhauer uns auch beobachten und auf Schritt und Tritt ver­folgen, dann lachen wir nur darüber. Ich habe selbst diese Satans­werke auch geko­stet. Ich bin gehetzt und von einer Arbeitsstelle zur anderen ge­worfen worden, aber ich habe mich noch nie so glücklich gefühlt wie heute. Sollten uns auch die Satanskräfte verhaften, das macht nichts, je stärker bauen wir das neue 4. Reich auf.

Das wird das Reich Christi werden. Wenn wir diesen Sieg errungen haben, stehen wir auf einem großen Berg und schauen von der Spitze auf alle diese Gesellen her­unter. Dann hat die kath. Kirche den Sieg davon getragen. Mögen sie auch alle un­sere Zeit­schriften und Kirchenblätter verbieten und uns unsere Heimabende neh­men, wir wer­den in unsern Familien durch unsere kath. Frauen den kath. Glauben so fest auf­bauen, daß ihn uns keiner mehr nehmen kann. Nun fordere ich euch auf, ihr rassigen kath. Mütter müßt mit eurer ganzen Kraft uns im Kampf unterstützen und den Glauben in euren Familien standhaft aufbauen. Mögen sie Trotz- und Kampflieder singen, wir bleiben im Glauben stark. Die früher nichts hatten, haben heute ihre Pöstchen, die sie sich doch nur erkauft haben. (...)

Als Zeugen werden benannt:
Frau K. L. (...) in Oberhausen
Frau A. A. (...), Oberhausen-Sterkrade

Quelle: HSTA Düsseldorf RW58/5861

Aus: "Nikolaus Groß, Arbeiterführer - Widerstandskämpfer - Glaubenszeuge, Wie sollen wir vor Gott und unserem Volk bestehen?" Details zu diesem Buch mehr..., Seiten 164 ff


1) Gemeint ist der 1. Weltkrieg.

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2) Dr. Joseph Cornelius Rossaint (1902-1991) war von 1927 bis 1932 Kaplan in Oberhausen und wurde dann nach Düsseldorf versetzt. In seiner Oberhausener Zeit hatte er sich intensiv um ar­beitslose Jugendliche gekümmert und dabei auch junge Kommunisten nicht ausgeschlossen. 1936 wurde er im Zusammenhang einer Verhaftungswelle gegen den katholischen Jungmännerver­band festgenommen. 1937 wurde er wegen angeblicher Konspiration mit Kommunisten vom Volksgerichtshof zu 11 Jahren Zuchthaus verurteilt.

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