Theodor Hartz

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Theodor Hartz geriet als Leiter der Essener Niederlassung der Salesianer Don Boscos in Widerspruch zu den Nationalsozialisten. Diese versuchten zunächst erfolglos, die starke Stellung der katholischen Jugendarbeit in Essen-Borbeck zu brechen. Die Geheime Staatspolizei erkannte im Jugendheim der Salesianer einen Kristallisationspunkt des Widerspruchgeistes der katholischen Jugend, gefördert von den Salesianern.

Im Zuge des "Klostersturms" zu Anfang des Krieges wurde das Haus der Salesianer in Borbeck am 5. August 1941 beschlagnahmt. Die Salesianer mußten binnen weniger Stunden die Stadt Essen verlassen. Sie erhielten ein Aufenthaltsgebot für das Salesianerhaus Helenenberg bei Bitburg.

Theodor Hartz protestierte gegen die Unrechtmäßigkeit dieser Gestapo-Aktion. Äußeren Ausdruck fand dieser Protest darin, daß sich die Essener Gemeinschaft der Salesianer nicht in die des Helenberger Hauses eingliederte, Theodor Hartz bezeichnete sich weiterhin als Direktor des Essener Hauses. In dieser Eigenschaft hielt er auch durch Rundbriefe Kontakt mit den Menschen, die durch ihre Geldspenden das Essener Haus unterstützten. Die persönliche Rückantwort von Theodor Hartz an eine Wohltäterin aus Frankfurt geriet in die Postkontrolle der Geheimen Staatspolizei. Die Frau hatte sich über das Ausbleiben eines Dankesbriefes auf ihre Spende an das Essener Haus verwundert. Diese Antwort konnte nicht erfolgen, weil P. Theodor Hartz nach der Beschlagnahme des Hauses auch die Verwaltung der Konten entzogen worden war. Die erklärende Antwort an diese Frau gab der Geheimen Staatspolizei Anlaß, P. Theodor Hartz am 14. April 1942 in Helenenberg zu verhaften und ohne Anklage und Prozeß in das Landgerichtsgefängnis Trier einzuweisen. Am 5. Juni 1942 ordnete das Reichssicherheitshauptamt in Berlin gegen Theodor Hartz die Schutzhaft und Überführung in das Konzentrationslager Dachau mit der Begründung an, er habe "das Aufenthaltsgebot der dortigen Dienststelle nicht beachtet und unter Umgehung des Sammlungsgesetzes durch Verbreiten von Rundschreiben staatsabträglichen und volksverdummenden Inhalts an die Gebefreudigkeit seiner Volksgenossen appelliert. Ferner ließ Hartz durch sein Verhalten erkennen, daß er nicht gewillt ist, behördliche Anordnungen zu befolgen."

Diese Ausdrucksweise ist die nationalsozialistische Umschreibung für die innere Einstellung des Bekenners Theodor Hartz. Sie besagt, daß er in der Verwaltung seiner Ämter als Ordensmann die unrechtmäßige, selbsternannte staatliche Autorität nicht anerkannt hat.

Den Strapazen der Haft war Theodor Hartz nicht mehr gewachsen; am 23. August 1942 starb er an Entkräftung. Die Urne mit der Asche seines Leichnam wurde im September 1942 in der Gruft der Salesianer in Essen-Borbeck beigesetzt, nachdem der Ortspfarrer seines Heimatortes sich geweigert hatte, einen KZ-Häftling zu bestatten.

Johannes Wielgoß SDB

Aus: "Nikolaus Groß, Arbeiterführer - Widerstandskämpfer - Glaubenszeuge, Wie sollen wir vor Gott und unserem Volk bestehen?" Details zu diesem Buch mehr..., Seiten 224 ff


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