"Ich gedenke Helene Cahn"

Gedenkblatt

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Helene Cahn wurde am 26. Mai 1921 in Essen geboren. Ihre Eltern waren David und Hedwig Cahn, geb. Markus. Zusammen mit ihrem Bruder Horst, geb. 1925, wuchs Leni, so wurde sie von ihrer Familie genannt, in einem behüteten Elternhaus in Essen auf.

Wie alle Mädchen spielte sie als Kind gerne mit Puppen. So besaß sie z. B. einige Käthe Kruse Puppen, die sehr lebensecht aussahen. Wenn sie die Puppen in ihrem Puppenwagen ausfuhr, kam es vor, dass Passanten sie oder ihre Mutter fragten, ob sie nicht zu junq sei, auf ein Baby aufzupassen. Die Eltern liebten es, sie und ihre Cousine, die nur vier Tage jünger war, gleich anzuziehen, so dass sie wie Zwillinge wirkten.

In Jugendjahren half Leni im Haushalt ihrer Mutter gerne mit. Nach der sog. "Kristallnacht" vom 09.11.1938 war ihr der Schulbesuch nicht mehr gestattet und sie lernte zusammen mit ihrem Bruder zu Hause. Zur gleichen Zeit arbeitete sie bei Löwensteins, die ein Heim für ältere und auch familienlose jüdische Menschen leiteten.

Offensichtlich lernte Leni zu dieser Zeit ihren späteren Mann kennen, Moses Moszkowitz, der sich auch schnell mit ihrem Bruder Horst anfreundete. " Mosh", sein Spitzname in der Familie Cahn, war 1914 geboren worden. Helene und Moses heirateten wahrscheinlich 1940 und lebten mit der Familie Cahn zusammen in der Maschinenstraße, in einer kleineren Wohnung, die die Cahns hatten beziehen müssen. Dort lebte man beengt und das Kartenspiel zusammen mit dem Bruder Horst war eine der wenigen Abwechselungen, die man hatte.

Leni bekam zu dieser Zeit ein Angebot, als Haushaltshilfe nach England zu gehen der einzige Weg, Deutschland zu verlassen. Jedoch brach am 01.09.1939 der Weltkrieg aus, und sie musste zu Hause bleiben.

Zum Entsetzen der Familie Cahn wurden Leni und Moses schon Anfang 1941 in das Lager lzbica/Polen abtransportiert. Die Sorgen der Familie steigerten sich, denn sie wussten, das Leni schwanger war. Aus dem Lager erreichten die Familie noch Briefe, und Leni konnte die Geburt ihrer Tochter mitteilen. Sie teilte gleichzeitig mit, dass kaum genug Nahrung für das Baby vorhanden sei, was die Eltern in noch größere Aufregung versetzte. Die Eltern Cahn kannten nun einen Automechaniker, der der SS beigetreten war. Dieser Mechaniker transportierte Militärwagen zur russischen Front. Nachdem man ihm vom Aufenthalt des Ehepaars Moszkowitz erzählt hatte, kam der SS Mann auch nach Izbica und konnte der Familie in Essen berichten, dass er Leni im Lager gesehen und getroffen habe und brachte einen Brief von ihr mit. In diesem Brief bat Leni darum, ihr Geld und mögliche andere wertvolle Dinge in das Lager zu senden, damit sie Lebensmittel und Kleidung kaufen konnte. Der SS Mann leistete weiterhin Kurierdienste und brachte einige Male den Moszkowitz etwas nach Izbica mit, obwohl er sich, wenn man ihn gefasst hätte, selbst damit in Gefahr gebracht hätte.

Nach einiger Zeit jedoch musste der Bruder Horst die traurige Wahrheit erfahren, dass seine Schwester ermordet worden war.Schwer musste es für ihn sein, das Schicksal seiner Schwester nicht den Eltern zu berichten, was er dem SS Mann versprechen musste, zumal seine Mutter des öfteren nach ihr fragte und sein Vater mehr und mehr depressiv und niedergeschlagen wirkte.

Helene hatte ihr Baby den SS Schergen nicht ausliefern wollen, die die Trennung von Müttern und Kindern in Izbica befahlen. Auf der Stelle wurde sie erschossen.

Der genaue Todeszeitpunkt ist nicht bekannt. Möglicherweise wurde sie Ende 1942 ermordet, denn die Eltern freuten sich auf ein mögliches Zusammentreffen. Sie wurden am 01.03.1943 deportiert und schließlich in Auschwitz ermordet.

Nikolaus Groß Abendgymnasium, Essen
Semester 6 - März 2001


Aufgabe:
  1. Gestalten Sie ein Gedenkblatt für eine jüdische Familie! Wenden Sie sich dazu an die ALTE SYNAGOGE (Essen):

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