Carl Klinkhammer:

Ein Essener Kaplan über die neue Regierung Hitler

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Die Regierungserklärung des Reichskanzlers Hitler vom 23. März 1933 hat Worte der Verständigung, des guten Willens, des Friedens gefunden. Dieser Begebenheit müssen die deutschen Katholiken Rechnung tragen. Sie werden, - vertrauend der Erfüllung dieser Worte, - aufgeschlossen und sehnsüchtig entgegenharren. Denn vom Gelingen dieser Regierung hängt des Abendlandes Zukunft ab. Sollte diese Regierung scheitern, dann würde nach der heutigen Sachlage im gleichen Augenblick der russische Bolschewismus seine gierige Pranke in Westeuropa festkrallen. Dieses Programm der Reichsregierung ist sogar weithin zu einem Sammelruf für alle Christen in Deutschland geworden. Auch für die katholischen Christen, die in unserem Vaterlande nur ein Drittel der Gesamtbevölkerung ausmachen. Denn die neue Regierungserklärung hat mit den, (einstmals als ganz unabänderlich erklärten) fünfundzwanzig Grundsätzen der NSDAP, wenigstens in den heißumstrittenen weltanschaulichen und kulturpolitischen Punkten nichts mehr gemein. Man hat sich gewandelt. Der Wahrheit des Christentums sich genähert. Während der deutsche Katholizismus in jener Lehre fest und unverändert geblieben ist. Wir sind das geblieben, was wir immer waren: Unwandelbar, wie es die katholische Kirche aus ihrer 1900 jährigen Tradition immer gewesen ist. Und mit Gottes Gnade bleiben wird. Bleiben muß.

In Hitlers Regierungserklärung vom 23. März ist "das deutsche Blut" ohne Rücksichtnahme auf die Konfession als bestimmend für die Zugehörigkeit zum deutschen Volk bezeichnet. Nicht mehr wird behauptet, daß ein Jude schlechthin wegen seiner anderen Rassezugehörigkeit kein Volksgenosse sein könne.

Dann ist Punkt 24 der ursprünglichen nationalsozialistischen Merksätze gefallen. Nicht mehr wird im neuen Regierungsprogramm eine mögliche Gefährdung des Staates durch ein christliches Bekenntnis befürchtet. Nicht mehr ordnet man die religiösen Bekenntnisse den Sittlichkeits- und Moralgefühlen der germanischen Rasse unter. Nicht mehr wird das Gefühl einer Rasse zum Richter über religiöse Wahrheiten, über Gottesoffenbarung und über die Zulässigkeit des von Gott gegebenen Sittengesetzes gemacht. Endlich ist die uralte katholische Auffassung der rechten und harmonischen Zueinanderordnung von Staat und Kirche und die Eigengesetzlichkeit der letzteren schon deutlich zum Durchbruch gekommen. "Die nationale Regierung sieht" neuerdings sogar "in den beiden christlichen Konfessionen wichtige Faktoren der Erhaltung unseres Volkstums." Also man übergeht erfreulicherweise den bisher so sehr gepriesenen Ludendorffischen, Rosenbergschen und alldeutschen Rassedünkel. Sieht in der internationalen genauer: übernationalen römisch-katholischen Kirche nicht eine Gefährdung für das deutsche Volkstum.

Die zwischen den christlichen Konfessionen und den Ländern abgeschlossenen Verträge ist man gewillt zu respektieren. Obgleich man diese Konkordate früher abgelehnt hatte, die bekanntlich mit Hilfe des Marxismus in der angeblichen "schwarzroten Verbrüderung" zustande gekommen sind.

Dazu wird in den Schulen das Mitwirkungsrecht der Konfessionen gesichert und gewährleistet werden. Also ist die Erziehung des Kindes doch nicht, wie früher immer behauptet wurde, allein "eine Frage des Staates," die "keine außerstaatliche Gewalt etwas angeht". also doch nicht die Bekämpfung der Bekenntnisschule. Kein Eintreten für die Einführung der Simultanschule.

Schließlich "legt die Reichsregierung größten Wert darauf, freundschaftliche Beziehungen zum hl. Stuhl weiter zu erhalten und auszugestalten".

Mit dieser eindeutigen Erklärung dürfte endlich das Los-von-Rom-Gerede abgetan sein. Die Forderungen namhafter Führer nach einer "neuen deutschen Volkskirche", die sich lossagen müßte vom römischen Zentralismus der katholischen Kirche, sind hiermit hoffentlich endgültig begraben.

Darum soll von Vertrauen und Liebe und Mitarbeit die Unterstützung sein, die die deutschen Katholiken der nationalen Bewegung leihen zu einem Rettungswerk, das ja nicht heute erst begonnen hat, sondern das wir gemeinsam zu Ende führen wollen zur baldigen Freiheit und Auferstehung Deutschlands.

Quelle: Dr. Carl Klinkhammer, in: Bonner Reichszeitung Nr. 75 - 52. Jahrgang vom 01.04.1933 / Ruhrlandmuseum Essen: Archiv Ernst Schmidt, 19-407

Aus: "Nikolaus Groß, Arbeiterführer - Widerstandskämpfer - Glaubenszeuge, Wie sollen wir vor Gott und unserem Volk bestehen?" Details zu diesem Buch mehr..., Seiten 134, 135


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