Artikel in "Kreuz und Hammer" (KAB) im Dezember 2004:

Glaubensdemonstration bewegt die KAB

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Stationen verknüpfen Geschichte und Gegenwart

Selten hat eine Veranstaltung uns so bewegt und so viele Mitglieder bewegt wie die Glaubensdemonstration unter dem Titel: Wege des Lebens - Licht der Hoffnung - Zeugen des Glaubens. Johannes Stricke schmidt, Diözesanvorsitzender der KAB im Bistum Essen: "Es war schon beeindruckend mit wie viel Engagement sich zahlreiche Frauen und Männer in den Tagen der Glaubensdemonstration auf den Weg gemacht haben. Ihre Beteiligung war Zeugnis für einen Glauben, der Zeichen der Hoffnung gegen die Ungerechtigkeiten in der Welt ist."

Schon der Beginn der Glaubensdemonstration in Xanten machte deutlich: Diese Glaubensdemonstration ist Sache der KAB!

Zur Erinnerung: Vor gut siebzig Jahren, am 13. Juli 1934, fand unter großer Beteiligung im Mainzer Dom eine "Kettelerfeier" statt. Diese "Kettelerfeier" war Bestandteil einer "Glaubensfähigkeit", mit der die katholischen Arbeitervereine eine religiös fundierte Ausdrucksform ihres Widerstandes gegen den Nationalsozialismus und seine politischen und gesellschaftlichen Folgen entwickelten. Die Mitglieder der KAB verstanden diese und weitere "Glaubensfahrten" als "Glaubensmanifestationen" und damit auch als politische Demonstrationen. Die "Glaubensfahrt" von 1934, mit anschließender "Kettelerfeier" im Mainzer Dom, gehörte zu den eindrucksvollsten politischen Wallfahrten ihrer Zeit. Johannes Strickerschmidt: "Unsere Gemeinschaftsaktion mit den Freunden der KAB aus dem Bezirksverband Wesel war ein deutliches Zeichen der Erinnerung an die historische Leistung und politische Parteinahme der KAB in der dunkelsten Zeit unserer Geschichte. Aber sie war eben auch kein nur rückwärtsgewandter Erinnerungslauf sondern verknüpfte unsere verbandliche Geschichte mit aktuellen Herausforderungen in Staat und Gesellschaft."

Die eher nüchterne Zahl von 17 Stationen auf dem Weg' von Xanten nach Hattingen-Nieder- wenigem zwischen dem 26. September und dem 07. Oktober beschreibt nicht annähernd die Vielfalt beeindruckender Angebote der Glaubensdemonstration. Johannes Strickerschmidt: "Wir haben Gottesdienst gehalten in Kirchen, auf Straßen und in einem öffentlichen Park. Wir haben historische Stätten und Orte heutigen Alltags angelaufen. Wir haben gesungen und geschwiegen. Wir haben Vorträge gehört, miteinander gebetet und diskutiert. Wir waren auf Friedhöfen und in Fußgängerzonen. Kurz gesagt: KAB war mitten im Leben sichtbar und erfahrbar für unsere Mitglieder und für viele Menschen, die eher beiläufig Zeugen unseres Engagements wurden.

Sicher bildeten die zwei Gottesdienste mit Weihbischof Timmerevers, Münster, und Weihbischof Vorrath, Essen, zwei Höhepunkte der Glaubensdemonstration, aber eigentlich waren alle Orte und Stationen herausragende Anlässe und Gelegenheiten den Anliegen KAB und der christlichen Arbeitnehmerschaft gestern und heute Ausdruck zu verleihen.

Johannes Strickerschmidt: "Unser Weg von Xanten nach Niederwenigern hat uns in Wesel, Voerde, Dinslaken, Walsum, Duisburg, Mülheim, Oberhausen, Essen, Gladbeck, Bottrop, Gelsenkirchen und Bochum gezeigt, welche schrecklichen Spuren der Nationalsozialismus und seine Täter auch in unserer Region hinterlassen haben. Unser Weg hat aber auch immer wieder deutlich gemacht, wo und wie Menschen widerstanden haben, wo es heute Möglichkeiten des Erinnerns gibt und wo wir Kraft und Orientierung für gut begründete Aktionen in Gegenwart und Zukunft finden. Ich bin sicher, die Glaubensdemonstration hat vor allem allen Beteiligten Mut gemacht und Antrieb für neues und weiteres Engagement in der KAB, in Kirche, in Politik und Gewerkschaften geliefert. Die Glaubensdemonstration war ein wichtiger Beitrag einer lebendigen und aktiven KAB, die sich nicht hinter dicken Mauern in Hinterzimmern versteckt, sondern in der Welt Flagge zeigt und erlebbar ist."

Stationen machen - inne halten - beten, sich erinnern und aktuelle Herausforderungen entdecken: Immer wieder fanden Menschen ganz unterschiedlichen Alters zusammen Gelegenheiten Zeugen des Glaubens zu sein.

"Ich weiß nicht, ob ich den Mut gehabt hätte so gegen den Strom zu schwimmen wie Nikolaus Groß es getan hat. Ich weiß aber, dass ich stolz sein kann, was dieser katholische Christ für uns alle bis heute geleistet hat."

(Ein Schüler bei einem Gespräch mit Bernhard Groß in Oberhausen)

"Ich wusste gar nicht, dass hier in unserem Stadtteil Menschen so willkürlich mitten aus dem Leben gerissen wurden. Die KAB hat mit ihren Stolpersteinen für das Ehepaar Kreulich Spuren hinterlassen, die Erinnerung ermöglichen."

(Eine Passantin bei dem Wortgottesdienst in St. Barbara, Essen-Kray)

"Mir war gar nicht klar, wie politisch Glauben sein kann. Ich bin froh, diese Erfahrung gemacht zu haben unc ich werde in meinem KAB-Verein und meiner Pfarrgemeinde die Frage stellen, ob wir nicht öfter als bisher mitten im Leben Flagge zeigen müssen"

(Ein Vertrauensmann nach der Hl. Messe in Hattingen-Niederwenigern)

"Auch heute kann man fast nicht glauben, wie viel Leid und Unrecht im Namen des Deutschen Volkes begangen wurde. Doch die KAB hat mir deutlich gemacht, dass wir nicht vergessen dürfen und auch heute einen Auftrag als Christen in der Welt haben"

(Ein Teilnehmer an der Station auf dem Salzmarkt in Essen)

"Ich find die Glaubensdemonstration toll, weil sie Kirche auf die Straße bringt."

(Eine Teilnehmerin bei der Station in der Bochumer City)


Aus: "Kreuz und Hammer", Mitteilungsblatt des Diözesanverbandes der KAB im Bistum Essen, Nr. 4 im Dezember 2004


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