Artikel im RUHRWORT vom 18. Januar 2003:

NIKOLAUS-GROSS-GEDENKTAG

Licht-Inszenierung im Dom

[Zurück]

"Zeuge des Lichts in dunkler Nacht": Unter diesem Leitwort gestalten das Essener Seelsorgeamt und der von Altbischof Hubert Luthe eingesetzte "Initiativkreis Nikolaus Groß" im Ruhrbistum 2003 den Gedenktag des Seligen. Am 23. Januar, dem Todestag von Nikolaus Groß, feiert Weihbischof Franz Grave um 19 Uhr Eucharistie im Dom. Während einer Lichtinstallation werden im Gottesdienst Lieder aus einem Oratorium von Gregor Linßen in Verbindung mit gesprochenen Texten des seligen NS-Opfers zu hören sein. Über den Gedenkgottesdienst, den auch der Mädchenchor am Dom und Studierende des Nikolaus-Groß-Abendgymnasiums mitgestalten, sprachen wir mit Seelsorgeamtsleiter Prälat Heinrich Heming sowie mit Dr. Paul Hoffacker, dem Vorsitzenden des Initiativkreises.

Prälat Heinrich Heming

Frage: Warum haben sich das Seelsorgeamt und der Initiativkreis zum zweiten Gedenktag des Seligen zu dieser Musik- und Kunstpräsentation entschlossen?

Prälat Heinrich Heming: Nikolaus Groß ist "Zeuge des Lichts in dunkler Nacht". Nachdem das Thema feststand, hat es uns nicht mehr losgelassen. Ich bin ganz sicher, dass das Zeugnis des Seligen auch heute noch von großer Aktualität ist. Farbe zu bekennen in schwieriger Zeit, das bewegt junge Leute. Daher glauben wir auch, dass die sinnliche Weise der Gestaltung des Gottesdienstes durch eine eindrucksvolle Lichtinstallation ebenso wie durch das jugendgemäße Neue Geistliche Lied eines bekannten Komponisten und "Liedermachers" wie Gregor Linßen sie anspricht. Zudem freue ich mich, dass Thomas Groß, ein Enkel des Seligen, Gedanken aus Briefen und Schriften seines Großvaters vortragen wird.

Frage: Der Gottesdienst spricht also alle Sinne an. Was werden die Besucher erleben?

Heming: Es soll darum gehen, die Atmosphäre und den Raum des Domes mit wachen Augen und Ohren wahrzunehmen und so die Botschaft des Nikolaus Groß mit geschärften Sinnen wieder neu zu entdecken. Der Lichtkünstler Stefan Knor (27) wird den ganzen Dom in warmes Licht tauchen. Das Ostfenster wird von außen beleuchtet, auch die Bögen der Apsis und der Altar strahlen in indirektem Licht. Kerzen auf allen Umgängen sorgen für eine besondere Atmosphäre. Dabei wollen wir keinen "Event" inszenieren, sondern die Botschaft vom "Licht" künstlerisch verdeutlichen. Nikolaus Groß ist ein solcher "lichtvoller" Glaubenszeuge, von dem uns kein Grab als konkreter Ort der Verehrung geblieben ist. Darum bekommen seine Briefe aus dem Gefängnis, deren Originale in Zukunft in der Verehrung eine besondere Rolle spielen sollen, eine vielleicht "reliquienähnliche" Bedeutung.

Dr. Paul Hoffacker

Frage: In Mülheim und Wattenscheid gibt es Groß-Gedenkstätten, in einer Gelsenkirchener Pfarrei eine dauerhafte Kunstinstallation, in Bochum eine nach dem Seligen neu benannte Pfarrei. Täuscht der öffentliche Eindruck, dass die Auseinandersetzung mit Nikolaus und Elisabeth Groß nach der Seligsprechung eher vor Ort als in überregionalen Initiativen stattfindet?

Dr. Paul Hoffacker: Der von Bischof Luthe am 8. Mai 2002 eingerichtete Kreis besteht noch nicht ein Jahr, so dass bis jetzt erst eine Reihe von Aktivitäten im Bistum und darüber hinaus gesammelt werden konnten. Wir freuen uns über die Zeugnisse in den einzelnen Gemeinden und unterstützen überregional bereits laufende Aktivitäten wie den Internet-Auftritt des NikolausGroß-Abendgymnasiums (www.abendgymnasium-essen.com/nikolaus-gross). Beteiligt haben wir uns an der Verbreitung der von Bernhard Groß neu aufgelegten Schrift seines Vaters "7 um einen Tisch".

Frage: Welche Impulse des Kreises sind Ihnen besonders wichtig?

Dr. Hoffacker: Bischof Luthe hat erkannt, dass das Lebenszeugnis des seligen Nikolaus Groß, sein Vorbildcharakter als Familienvater, Gewerkschaftler und Journalist in unserer hektischen Zeit immer wieder neu ins Bewusstsein der Menschen gehoben werden muss. Insofern haben die Bemühungen des Initiativkreises einen missionarischen Zug. Wir stellen ja zunehmend fest, dass katholische Traditionen verblassen und überkommene Riten von der nachwachsenden Generation skeptisch betrachtet werden. Wir wissen, dass die Bedingungen des Glaubens durch die moderne Wissenschaft (z.b. Bioethik) und die dadurch geprägte Gesellschaft erschwert worden sind. Aber Krisenzeiten sind auch Wachstumszeiten. Diese Wachstumsprozesse wollen wir fördern. Die wachsende Aufmerksamkeit gerade Jugendlicher gegenüber dem Einzelnen und seiner Würde ist eine Chance. Der unersetzliche Wert des Menschen gegen jede ökonomische, finanzielle oder durch die Herkunft bestimmte Bewertung muss betont werden. In der Person von Nikolaus Groß gewinnen alle Aspekte heutiger Probleme neu Aktualität.

Frage: Welche Anstöße plant der Initiativkreis für die Zukunft?

Dr. Hoffacker: Vor allem drei Tage im Jahreslauf möchten wir im Sinn des Zeugnisses von Nikolaus Groß prägen. Sein Todestag, der 23. Januar, soll jährlich mit einer Eucharistie begangen werden .Wir können uns auch vorstellen, diesen Tag mit einer Akademie zu verbinden. Der 20. Juli, Tag des gescheiterten Attentats auf Hitler, soll wie 2003 jährlich einer Gedenkfahrt nach Berlin-Plötzensee gewidmet sein (Infos: Dezernat für gesellschaftliche und weltkirchliche Aufgaben 0201/2204259). Am 7. Oktober, Tag der Seligsprechung, gab es in Niederwenigern zuletzt einen Vespergottesdienst. Dieser Tag soll jährlich geeignet gestaltet werden. Dem Domkapitel haben wir vorgeschlagen, eine würdige Gedenkstätte des Seligen im Dom einzurichten, vermutlich rechts neben dem Hochaltar. Denkbar ist nach einer Ausschreibung eine künstlerische Gestaltung, die die Briefe des Seligen einbezieht. Auch arbeiten wir mit dem Nikolaus-Groß-Haus Niederwenigern zusammen. Dort benötigen wir Möglichkeiten für Präsentationen. Gruppen, Schulklassen und Besucher brauchen Angebote, damit sie sich fachlich begleitet weiter mit dem Seligen befassen können. Uw


RuhrWort Jahrgang 45 Nr.3 18. Januar 2003

Abgedruckt mit freundlicher Genehmigung der Redaktion des Ruhrwort


[Zurück]