Wort von Weihbischof Franz Grave am 7. Oktober 2002:

Jahrestag der Seligsprechung

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Dankbar erinnert sich das Bistum Essen an die Seligsprechung des Hattinger Journalisten, Arbeiterführers und Familienvaters Nikolaus Groß vor genau einem Jahr, am 7. Oktober 2001 in Rom. Groß wurde 1898 in Hattingen-Niederwenigern geboren. Zunächst war er als Bergmann unter Tage tätig, bis er die Schriftleitung der Westdeutschen Arbeiterzeitung übernahm. Er war verheiratet und hatte sieben Kinder. Kontakte zu Widerstandskreisen führten zu seiner Verhaftung durch die Nationalsozialisten. Am 23. Januar 1945 wurde Nikolaus Groß in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Die Seligsprechung ist für die Katholiken des Bistums Essen ein geistlicher Impuls zu einem vertieften Glaubenszeugnis. Der erste Selige der Diözese ist für viele ein Vorbild für das persönliche Bekenntnis geworden und hat besonders in der Arbeit mit Jugendlichen seinen Platz gefunden. Vor wenigen Monaten hat sich eine durch den Zusammenschluß zweier Pfarrgemeinden entstandene neue Pfarrei unter das Patrozinium des Seligen Nikolaus Groß gestellt.

Aber das Ereignis hat auch Bedeutung für den nicht-kirchlichen Raum. Nikolaus Groß war ein Mann der Region, ein Mann aus einfachen Verhältnissen, der sich durch konsequente Aus- und Fortbildung für seine gesellschaftlich bedeutsamen Aufgaben als Journalist und Gewerkschafter qualifizierte. Sein Werdegang ermutigt dazu, über den Weg der Bildung zur verantwortlichen Mitwirkung bei der Gestaltung der Gesellschaft heranzureifen. Eindrucksvoll ist Groß aber vor allem wegen seiner klaren Argumentation und Wertorientierung. Mut, Courage und absolute Konsequenz in der Auseinandersetzung mit dem Geist seiner Zeit haben ihn das Leben gekostet. Nikolaus Groß hat sich in der Weltanschauung der Nationalsozialisten nicht gebeugt und ist seinen christlichen Überzeugungen treu geblieben. Sein Vorbild ermutigt dazu, sich nicht einfach dem Zeitgeist anzupassen, sondern um eigene fundierte Positionen zu ringen und auch gegen den Strom zu schwimmen.

Dieser erste Jahrestag der Seligsprechung ist nicht nur Anlaß zur Erinnerung an die festlichen Ereignisse in Rom, sondern vor allem zur Dankbarkeit für einen Glaubenszeugen aus dem Ruhrgebiet, der heute Orientierung und Maßstab sein kann.



Essen, 7. Oktober 2002


Weihbischof Franz Grave
Diözesanadministrator


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