22nd January 2012:
Bischof Dr. Josef Overbeck
In seiner Predigt in St. Barbara, Mülheim, am 22. Januar 2012 bezeichnete der Bischof von Essen, Dr. Franz-Josef Overbeck, Nikolaus Groß als einen Seligen, der den Menschen von heute ganz nah ist. Dabei ging er auf vier Lebensbereiche des Seligen ein:
Anschließend deutete der Bischof diese vier Perspektiven in Licht der Bedeutung des Sonntags:
Die vier unterschiedlichen Lebensbereiche des Seligen Nikolaus Groß können in ihren Auswirkungen auf unsere Lebenswirklichkeit in der Betrachtung des Sonntags sichtbar werden. Für alle Menschen, die arbeiten und damit auch Gerechtigkeit für Andere mit schaffen, ist dieser Tag ein wichtiger Tag der Ruhe. Die menschliche Arbeit ist auf Solidarität ausgerichtet, denn ein Mensch, der arbeitet, sorgt - auch durch die Steuern, die er für das Gemeinwohl leistet, für Menschen, die nicht in der Lage sind, ihr Brot zu verdienen. Aber die Arbeit ist nicht die Lebensform für alle Tage der Woche. Durch die Schöpfung ist der Sonntag als Tag der Erholung und des Miteinander bestimmt, der sich jeder Verzweckung entzieht. Dies gilt auch für die Globalisierung, in der die Heiligung des Sonntags in Frage gestellt wird. So sind alle Maßnahmen zur Ausweitung der Ladenöffnungszeiten und zur Erweiterung der Arbeitszeiten auf den Sonntag auf den Prüfstand zu stellen. Sind sie wirklich notwendig und was verlieren wir, wenn wir den Sonntag in Frage stellen? Der Sonntag ist ein Tag, an dem Familien rund um ihren gemeinsamen Tisch miteinander ins Gespräch kommen können. Er bietet Zeit für die Begegnung und für das gemeinsame Gespräch. Der Tisch ist das Symbol für dieses Gespräch und für die Familie. Fehlt jemand an diesem Tisch, weil er/sie an diesem Tag arbeitet, ist die Gemeinschaft bedroht.
Wir wissen, dass vielen Kindern und Jugendlichen heute dieses Gespräch fehlt.
Für die Christen ist der Sonntag der Tag des eucharistischen Mahls, das die innerste Mitte unseres kirchlichen Lebens ist. Der Gottesdienst, die Sakramente und die Gemeinschaft sind mit der Feier dieses Tages aufs engste verbunden. In einer pluralen Gesellschaft ist dies das zentrale Erkennungszeichen der Kirche, das wir mit dem Schutz des Sonntags verbinden und erhalten müssen.
Das Leben des Seligen Nikolaus Groß vollzieht sich in den Bereichen "Arbeit, Familie, Politik und Glaube". Alle vier Aspekte verbinden sich mit dem Schutz des Sonntags. Menschen, die im christlichen Glauben ihre Mitte in Arbeit und Familie sehen, werden sich auch politisch engagieren, um christliche Werte zu schützen und zu erhalten.
Wenn wir wieder neu entdecken, dass der Sonntag unsere innere Mitte ist, dann sind wir - wie es bei dem Evangelisten Matthäus am Ende der Bergpredigt heißt 'wie ein Haus auf festem Fundament, das nicht auf Sand gebaut ist.'
Mitschrift der Predigt von Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck, zusammengestellt von Bernhard Nadorf, autorisiert von Bischof Dr. Overbeck
"Am Sonntag muß sich zeigen, dass wir Menschen sind, die höhere Geschöpfe sind. Uns Menschen aber ist der Sonntag ein besonderer Tag. Er muss sich aus den anderen Tagen herausheben wie ein Berg aus der Ebene. Wie uns der Berg näher zum Himmel fährt, so muß uns der Sonntag näher zu Gott bringen."
Aus: Nikolaus Groß: Glaubenslehre
Oben: Der Gottesdienst am 22.01.2012 in St. Barbara
Bilder unten: Der Empfang der katholischen Stadtkirche in Mülheim