21st January 2007:

Die Gefahr kommt auf Samtpfoten

[Back]

Von Gemmingen über die Aussagen des Nikolaus Groß für die heutigen Christen

RuhrWort-Artikel vom 27.01.2007

Vorleser: Stadtdechant Manfred von Schwartzenberg

Engagiert: Ehrenzeichen des Bistums für Helmi Loewe

Was würde er uns heute sagen? Pater Eberhard von Gemmingen, Leiter der deutschen Abteilung von Radio Vatikan, versetzte sich mit Hilfe zahlreicher schriftlicher Zeugnisse in die Rolle des 1945 von den Nazis ermordeten und 2001 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochenen Arbeiterführers, Journalisten und Widerstandskämpfers Nikolaus Groß. Gerne hätte er dies beim Jahresempfang der Mülheimer Stadtkirche selbst getan. Und gerne hätten die gut 200 Gäste im Pfarrsaal am Dümptener Schildberg den Mann persönlich erlebt, den sie bereits bei der Papst-Wahl und dem Kölner Weltjugendtreffen als eloquenten und kompetenten Fernsehkommentator kennengelernt hatten. Doch die Gesundheit hatte dem 70- jährigen Jesuitenpater, der nicht nur die deutsche Medienstimme des Papstes ist, sondern auch bei Professor Joseph Ratzinger studierte, einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Arzte, die ihn in einer römischen Klinik wegen des Verdachts auf einen sich anbahnenden Herzinfarkt behandelten, hatten dem eingeladenen Gastredner Reiseverbot erteilt. "Aber wir haben seine Rede, und die ist nicht von Pappe", tröstete Stadtdechant Manfred von Schwartzenberg über die erste Enttäuschung hinweg, indem er in die Rolle von Gemmingens schlüpfte und aus dem Vortrag eine Vorlesung machte.

Der Rollentausch gelang. Nicht nur der abwesende Gastredner, sondern auch Nikolaus Groß, der von einer Leinwand auf den Vortragenden und seine Zuhörer schaute, waren durch ihre Worte und Gedanken erstaunlich präsent. Neben der Mahnung: "Wenn Sie nicht wollen, dass spätere Generationen Sie verurteilen, dann müssen Sie jetzt sehr wach, engagiert und mutig handeln", und der Warnung, sich von politischen und wirtschaftlichen Mächten sowie von der allgegenwärtigen medialen Berieselung "nicht einlullen zu lassen", war auch von der Aktualität des Lebens von Nikolaus Groß für die heutigen Christen die Rede. Denn Christen entscheiden sich heute oft gegen den gesellschaftlichen Trend für den Gottesdienstbesuch und die Beschäftigung mit der Bibel, für Kinder und ihre religiöse Erziehung, für weltweit gelebte Nächstenliebe und Solidarität. In Erinnerung an Nikolaus Groß sprach der Mann von Radio Vatikan von den Gefährdungen des Glaubens, die heute nicht lebensbedrohlich, sondern "auf Samtpfoten" daherkämen. Seinen Landsleuten riet er zum gelasseneren Umgang mit päpstlichen Entscheidungen und zum Mut, im Zweifelsfall einfach dem eigenen Gewissen zu folgen. Nach seiner Genesung soll Pater von Gemmingen erneut nach Mülheim eingeladen werden.

Beim Jahresempfang der Stadtkirche wurde Helmi Loewe für ihr ehrenamtliches Engagement das Ehrenzeichen des Bistums verliehen. Die Mülheimerin ist seit über vier Jahrzehnten in verschiedenen Gremien tätig. Die stellvertretende Diözesanvorsitzende der KDFB ist in ihrer Pfarrei Motor der Essensausgabe für Bedürftige. Darüber hinaus ist sie im Vorstand des Mülheimer Katholikenrates tätig.

Thomas Emons, RuhrWort Nr. 4 vom 27. Januar 2007

Den Vortrag von P. Eberhard v. Gemmingen, der durch Stadtdechant Manfred v. Schwartzenberg vorgelesen wurde, können Sie hier als PDF-Datei herunterladen:

Klicken Sie für mehr zu diesem Thema Vortrag von P. Eberhard v. Gemmingen
Klicken Sie für mehr zu diesem Thema Adobe Reader Download (bei Bedarf) zum Öffnen von PDF-Dateien

[Back]