WAZ-Artikel vom 27. August 2004:

Krayer Paar soll selig gesprochen werden

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Nazis die Meinung gesagt und dafür hingerichtet - Initiativen für drei weitere Verfahren laufen

Vor allem Frauengruppen und -verbände stehen dahinter: die couragierte Krayer Hausfrau Maria Kreulich und ihr Mann Bernhard sollen von der Katholischen Kirche selig gesprochen werden.

Während drei Initiativen im Bistum bereits bestehen, ist das Ehepaar Maria und Bernhard Kreulich noch in der Diskussion, die beispielsweise auf der Internet-Seite der katholischen Frauengemeinschaft ( www.kfd-essen.de) vorangetrieben wird. Beide waren in katholischen Verbänden aktiv; Maria Kreulich im Frauen- und Mütterverein, der Bergmann Bernhard Kreulich in der Katholischen Arbeiter-Bewegung.

Im Mai 1943 lag Bernhard Kreulich, der als Fördermaschinist auf Schacht Hubert arbeitete, im Steeler Knappschaftskrankenhaus und schimpfte über die Nazis. Ein Zimmergenosse schwärzte ihn bei zwei Mitpatienten an, die der NSDAP angehörten. Diese horchten das Ehepaar im Garten der Klinik aus, Bernhard Kreulich kritisierte dabei Hitler und den Krieg und nannte die SS eine Mördertruppe. Seine Frau stellte sich hinter ihn. Beide blieben auch vor dem Volksgerichtshof standhaft und kamen dafür im März 1944 in Berlin-Plötzensee aufs Schafott.

"Wenn die Initiativen ihre Arbeit des Dokumentierens und Sammelns beendet haben, können sie an den Bischof herantreten", sagt Baldur Hermans, Dezernent für gesellschaftliche und weltkirchliche Aufgaben im Ruhrbistum. "Der Bischof entscheidet dann, ob ein diözesaner Vorprozess in Gang gesetzt und ein Postulator bestellt wird." Sprechen sich Gutachter und womöglich sogar noch Zeitzeugen ebenfalls positiv aus, landet die Akte in Rom. Hermanns: "Bei manchen könnte ich mir vorstellen, dass eine Entscheidung schnell fallen könnte."

Aus WAZ Nr. 200 vom 27. August 2004, von Bernd Kassner


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