Ruhrwort vom 29. Januar 2004:

In Familienverantwortung lernen

Gedenken an Nikolaus Groß: Kinder und Eltern bestimmen das Bild im Essener Dom

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Am Familientisch: Kinder aus Niederwenigern spielten im Dom den Alltag der Familie Groß
Foto: Martin Engelbrecht

Das gibt es nur selten im Dom. Durch Kindermassen auf dem Fußboden unterhalb des Altars bahnt der Domzeremoniar dem Domkapitel einen Weg. Mit eifrigen Handbewegungen hält er den schmalen Mittelgang frei, damit Bischof Felix Genn mit dem Kapitel in den Chorraum einziehen kann. Über 150 Kinder und mehrere hundert Erwachsene feierten in der Münsterkirche Gottesdienst zum Gedenken an Nikolaus Groß. Speziell die Kinder waren eingeladen, weil der Todestag des Seligen in diesem Jahr ganz im Zeichen des Familienvaters Nikolaus Groß stand. Zu Gast im Dom waren auch 120 Christen aus der Gemeinde Seliger Nikolaus Groß, Bochum-Grumme, sowie eine Kommunionkinder-Gruppe aus Schwelm.

Den Alltag am (Mittags-)Tisch der Familie Groß stellten die Schüler der Nikolaus-Groß-Grundschule Niederwenigern in einer Spielszene dar. Im Mittelpunkt des Tischgesprächs: ein nickeliger Fußtritt auf dem Schulhof, der Versuch, dort Streit zu schlichten - das Gespräch kommt auch auf ein Kind, das nicht mitspielen darf, weil es sonntags in die Kirche geht. Alltag - auch in der NS-Zeit.

Bei Tisch wurde gelacht, gebetet, gesungen

Dass der Glaube im Leben der Familie ihres Schulpatrons eine große Rolle spielte, erfuhren die Kinder nach der Lesung, die Diakon Bernhard Groß, zweitjüngstes Kind von Nikolaus und Elisabeth Groß, aus dem Buch "Sieben um einen Tisch" vortrug. "Was mein Vater hier beschreibt, habe ich miterlebt. An unserem Tisch haben wir den Alltag besprochen, gelacht, gebetet oder gesungen."

Auf Unrecht im Alltag nahm der Bischof im Anschluss an die Spiel-szene der Kinder Bezug. "Jesus hat lieber Unrecht erlitten als es jemals jemand anzutun." Gegen Unrecht anzugehen, das habe auch Nikolaus Groß seinen Kindern beigebracht.

Dass Menschen angesichts von Anfeindungen zu ihren Mitmenschen stehen, erbaten die Kinder im Fürbittgebet. Sie ergänzten: "Lass Eltern sich erinnern, wie kostbar ihre Kinder sind." Dann zogen sie den Schluss: "Wer Halt in seiner Familie findet, der kann heranwachsen und Verantwortung für andere übernehmen..." Erfahrungen, die Nikolaus und Elisabeth Groß besonders wichtig waren.

Kinder tanzten mit bunten Tüchern

Für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes sorgten der Mädchenchor am Essener Dom und Domorganist Jürgen Kursawa. In einem liturgischen Tanz mit bunten Stofftüchern bereicherten die Grundschüler darüber hinaus den Gottesdienst.

Liturgischer Tanz zum Abschluss des Gottesdienstes
Foto: Martin Engelbrecht

Am Ende der Gedenkfeier im Dom schenkte Bischof Dr. Felix Genn den Kindern Fische aus gebackenem Teig. Der Fisch - erfuhren die jungen Gäste - war schon ganz früh ein Geheimzeichen der ersten Christen. Er ist auch Symbol für die Taufe und für den Mut im Glauben - so wie ihn Nikolaus Groß vorgelebt hat. uw

Ruhrwort Ausgabe vom 29.01.2004


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